Martin Binder

Realisierungswettbewerb Ackerplatz, Berlin-Gesundbrunnen (Entwurf, nicht realisiert)

2019

Die temporäre künstlerische Intervention am Ackerplatz besteht im Wesentlichen aus folgenden Bestandteilen:
- Spielerische direkte Interaktion und Aktivierung durch Kommunikationsrohre
- dentifikationsmöglichkeit der Platzfläche durch Materialität u. Farbigkeit
- Belebung des Platzes durch großzügiges Angebot verschiedener Sitzgelegenheiten
- Sicherheitsgefühl durch bessere Beleuchtung
Austausch, Mitgestalten, sich einbringen, zuhören, debattieren, Aushandeln, sich verständigen: Die orts-spezifische Intervention verleiht den Nutzer*innen des Ackerplatzes eine Stimme. Die Aktivierung des Platzes durch die Gestaltung nach dem Mehr-Sinne-Prinzip setzt Impulse für partizipative Prozesse – über den Zeitraum der Installation hinaus. Sie bezieht Menschen aller Altersstufen, Herkunft, kultureller Hintergründe und mit besonderen körperlichen Anforderungen ein. Heterogene Nutzer*innengruppen sollen sich hier gemeinsam willkommen fühlen.
Die vorhandenen sechs Pflanzkübel auf dem Platz bilden Kommunikationsinseln, die Menschen zusammenbringen. Fünf Kommunikationsrohre mit je einem Hör- / Sprech-Trichter an jedem Ende verbinden diese Austauschpunkte. Die Rohre haben eine muntere und kräftige Farbgebung, die eine gute Fernwirkung erzeugt und Neugier weckt. Durch spielerisches Ausprobieren finden die Nutzer*innen heraus, welche Trichter durch ein Rohr miteinander verbunden sind. So können zufällige Begegnungen zwischen Unbekannten entstehen, für Kinder und Erwachsene eine Einladung zum spielerischen Kommunizieren. Der Bodenabstand der Trichter variiert, wodurch die barrierefreie Nutzung gewährleistet wird. Gleichzeitig haben die Kommunikationsrohre eine raumbildende Funktion: die Distanz zur benachbarten Insel überwinden sie in Bögen. So entstehen torartige Strukturen, welche die geradlinige Gestaltung des Platzes auflockern. An den höchsten Punkten sind die Rohrbögen zwischen 320 und 360 cm hoch. Die Rundung bietet keinen Halt und verhindert so das Klettern und damit Verletzungsrisiken. Von den Kommunikationsrohren geht keine Lautstärkebelästigung aus. Es handelt sich um ein analoges Rohrsystem, durch welches Schall lediglich zum anderen Ende des Rohres transportiert wird.
Durch die Belebung des Platzes, bessere Beleuchtung und zusätzliche Abfallbehälter wird Vandalismus vorgebeugt. Die Aneignung des Platzes durch Anwohner*innen steigert die Identifikation mit dem Ort und begünstigt ein respektvolles Miteinander.
Die farbigen Bodenmarkierungen lösen die parallel zur Straße verlaufende Orientierung des Ackerplatzes und die visuelle Abtrennung durch den Baumbestand auf. Diese farbige Schraffur des Bodens markiert genau jenen Ort, der aktiv von Bürger*innen mit- und umgestaltet werden soll.
Für mehr Aufenthaltsqualität sorgen Sitzpodeste, die sich als reversible Holzkonstruktionen über die vorhandenen Pflanzkübel legen. Der Baumbestand wird durch Ausschnitte in die Podeste integriert. Hier ist Sitzen und Liegen möglich, vereinzelt erhebt sich aus den Podesten eine zweite Ebene, die als Tisch, Rückenlehne oder zweite Sitzebene genutzt werden kann. Für den öffentlichen Raum ungewöhnliche Leuchten erinnern an Stehlampen und machen den Ackerplatz einem angenehmen Ort, der im Dunkeln für ein besseres Sicherheitsempfinden beleuchtet werden kann. Die bestehende und gut angenommene Bücherbox wird farblich an das Ensemble angepasst. Die Sitz- und Liege Landschaften laden zum Lesen vor Ort ein.