about content and shape - offener zweiphasiger Kunst-Am-Bau Wettbewerb, Humboldt Forum im Berliner Schloss
Zwei von der Decke abgehängte, scheinbar schwebende Objekte drehen sich durch natürliche Luftbewegung um ihre eigene vertikale Achse. Luftbefüllte Kammern mit Marmor-Aufdruck drücken sich durch gradlinige Gerüste aus Baubronze. Die Objekte wiegen sich in den für diesen Wettbewerb ausgewiesenen Bereichen des Luftraumes auf beiden Seiten der Mitteltür des barocken Portals. Durch die Imitation sibirischen Marmors als Digitaldruck auf den luftbefüllten Objekten entsteht zunächst der Eindruck, es handle sich tatsächlich um Marmor, dessen hohes Gewicht im Widerspruch zu den schwerelos erscheinenden Luftobjekten steht.
Der vorliegende Entwurf „about content and shape“ stellt sowohl inhaltliche als auch formale Bezüge zwischen verschiedenen Stadien der ereignisreichen Historie des Grundstücks her, auf dem nun das Humboldt-Forum entsteht: die Rasterstruktur der beiden Baubronze-Gerüste folgt der Fensteraufteilung der barocken Hofportale des Humboldt-Forums, die auf die ursprüngliche Gestaltung Andreas’ Schlüters zurückgehen. Die formale Bezugnahme zum Palast der Republik schafft der Marmoraufdruck der luftbefüllten Kammern, der die Fassade des Palastes der Republik aus sibirischem Marmor aufgreift. Eine weitere Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart erzeugt die Auswahl des Materials Baubronze: zum einen greift sie das Material der Geländer im Treppenhaus auf, das Gegenstand der Wettbewerbsaufgabe ist. Zum anderen erinnert das Material mit seinem rötlichen Schimmer an die goldene Fensterfassade des Palastes der Republik, der das Marmorband der Fassade umschloss.
Der Entwurf „about content and shape“ geht auf die jahrzehntelangen Diskussionen, auf Kritik und Hoffnungen ein, die untrennbar mit dem Bau des Humboldt-Forums verknüpft sind. Das Nebeneinander zweier Objekte im Luftraum spielt auf konterkarierende Interessen an, auf Für und Wider, Befürworter und Gegner des Bauprojekts.
Darüber hinaus geht der vorliegende Entwurf auf eine viel diskutierte Diktatur der Außenhülle des neuen Humboldt-Forums ein. Gegner betonen beharrlich, es gehe bei diesem Bauvorhaben nicht um das Innere sondern maßgeblich um die Hülle. Der vorliegende Entwurf greift diese Kritik selbstbewusst auf indem er die Beziehung von Innen und Außen, von Inhalt und Form, von content und shape thematisiert. Gleichsam ruft der vorliegende Entwurf dazu auf „(...)die alten Grenzziehungen zwischen nicht-europäischer und europäischer Welt, Natur und Kunst, Kunst und Kultur (zu) überwinden“ wie Bernd Scherer es in Bezug auf das Humboldt-Forum treffend formuliert. Mit großen Aufgaben und Herausforderungen hinsichtlich der Nutzung des neuen Stadtschlosses entsteht ein Potential, den bestehenden Rahmen nicht nur auszufüllen, sondern sich darüber hinwegzusetzen, ein kulturelles Zentrum von internationaler Strahlkraft entstehen zu lassen, Wissen zu vermitteln und Synergien zu schaffen.
Maße (für beide Objekte identisch): ca. 300 x 130 x 70 cm
Gewicht (für beide Objekte identisch): ca. 50 Kg
Material (für beide Objekte identisch): Baubronze und bedrucktes PVC (luftbefüllt).