Martin Binder

"Naturaleza viva" - Neubau Integratives Schulprojekt - Frida Kahlo-Schulgemeinschaft

2022

Die mehrteilige künstlerische Komposition der Kunst am Bau der Frida-Kahlo-Schulgemeinschaft hebt besonders die Themen Begegnung, positive Einstellung zum Leben und das Mehr-Sinne-Prinzip hervor.

Im Außenbereich des Gebäudes bezieht sich eine begeh- und bekletterbare Skulptur aus hellrotem Gussbeton formal auf Frida Kahlos letztes bekanntes Gemälde - ein Stillleben mit Wassermelonen (gemalt 1954). Auf eine Wassermelonenscheibe schreibt die Künstlerin in diesem Gemälde "Viva la Vida" - ein lebensbejahendes Motiv, das sie mit den frischen Wassermelonen zu einer inhaltlich und visuell starken Botschaft vereint. Die äußerst interessante Darstellung aufgeschnittener Wassermelonen sind Ausgangspunkt für die stilisierten Melonenfragmente im Außenbereich vor der Schule. Um die Melonenfragmente aus durchgefärbtem Beton herum und über sie hinweg schlängelt sich ein Sprachrohrsystem mit vier Sprech- und Höröffnungen, die alle miteinander verbunden sind. Formal entlehnt den Strängen der Wassermelonenpflanze, sind sie verbindendes Element und laden zum spielerischen Austausch ein. Die variierende Höhe der Rohr-Enden erlaubt es Kindern verschiedener Körpergrößen und mit verschiedenen körperlichen Voraussetzungen, an der Sprachrohr-Kommunikation teilzunehmen. Die Verbindung aller Rohröffnungen miteinander ermöglicht die Kommunikation von zwei oder mehrerer Nutzer:innen. Die verbindenden Rohre bilden eine zusätzliche Kommunikationsebene für die Kinder und Jugendlichen und lädt zum Austausch ein, ermöglicht Zufallsbegegnungen und stellt ein verbindendes Element für die Gemeinschaft der beiden Schulen dar. Auf den schrägen Blöcken kann geklettert, gesessen und gespielt werden. Die Arbeit birgt das Potential, zum festen Bestandteil des Schulalltags zu werden.

Der Titel "Naturaleza viva" bezieht sich auf ein gleichnamiges Gemälde aus dem Spätwerk Frida Kahlos aus dem Jahr 1951. In dem Bild sind viele Elemente aus anderen Werken der Künstlerin enthalten. Der Himmel ist in Tag und Nacht geteilt, Sonne und Mond sind zu sehen, davor Früchte. Die Früchte sind durch Wurzeln miteinander verbunden und bilden die Wörter "Naturaleza Viva". Im spanischen wird "Stillleben" mit "naturaleza muerta" (etwa "totes Leben") übersetzt. Frida Kahlo macht daraus "lebendiges Leben" und liefert damit die Inspiration für den Titel der skulpturalen Arbeit vor dem Schulneubau, die durch Interaktion und Benutzung lebendig wird.
Die farbenfrohe Arbeit vor dem Schulgebäude weckt positive Assoziationen. So wie Frida Kahlo in ihren Gemälden Phantasie und Wirklichkeit miteinander verflechtet und Traumbilder mit Erlebtem verbindet, regt die Melonen-Skulptur die Vorstellungskraft an, lädt Kinder und Jugendliche zum aktiven Nutzen der Arbeit an. Die Arbeit "Naturaleza viva" interpretiert das Werk und die Lebensgeschichte Frida Kahlos subtil und spielerisch - ohne sie plump zu imitieren. Botanische Elemente wie Wurzeln und Blätter, aber auch Adern und Arterien sind fester Bestandteil Frida Kahlos Bildwelten und werden in dieser Arbeit als dreidimensionale Verbindungsadern zitiert. Die Härte des Betons wird durch seine Farbigkeit und in Kombination mit den grünen Verbindungsadern zum Sinnbild dafür, dass auch unter schwierigen Voraussetzungen das Leben zelebriert werden kann und sollte. Dafür ist Frida Kahlo das beste Beispiel und eine Inspirationsquelle für die künftige Schülerschaft des Gebäudes.

Das verbindende Sprachrohrsystem schlängelt sich über die begehbare Skulptur aus durchgefärben Betongusselementen, die von Frida Kahlos letztem Gemälde inspiriert ist.

Darstellung der Skulptur im Außenbereich vor der Schule.

Darstellung des Wanddrucks in der Mensa des Integrativen Schulprojekts