Veronike Hinsberg

GEGEBENES

2020

Entwurf für den eingeladenen Wettbewerb Humboldt Forum Dach (HUF5), 2020.
Ausgangspunkt für die Stuckarbeit für die Wand des Maschinenhauses auf dem Dach des Humboldt Forums ist das Bibelzitat, welches im Wortlaut von 1850 am Kuppeltambour des neuen Stadtschlosses wieder angebracht wurde.
In meinem Entwurf GEGEBENES nehme ich Text, Form und Ursprung der Inschrift als Material und Ausgangspunkt, um deren Gehalt zu transformieren und zu öffnen. Anfang und Ende des Satzes bleiben unangetastet, nebst der sie oben und unten begleitenden Linien. Der mittlere Teil des Textes wird zum Magazin, aus dem ich einzelne Buchstaben und Worte berge um daraus anagrammartig zwei Satzteile zusammen zu fügen. Mit diesen Satzteilen wird der mittlere Teil des Ausgangs-Satzes aufgefüllt und ergänzt, wobei der Sinngehalt ein gänzlich anderer wird.
Der Ursprungstext mit seinen „übrig gebliebenen“ und „entnommenen“ Buchstaben bleibt im Hintergrund lesbar, wobei die „übrigen“ Buchstaben durch Gold und Negativrelief, die fehlenden Buchstaben durch eine leichte Vertiefung der Lettern gekennzeichnet sind.

Die Ergänzungen (ALS GEGEBENES UMZUSTELLEN) ist eine freie Formulierung meinerseits. Der Satzteil UND EIN JEDER SEHE NICHT (NUR) DAS SEINE, SONDERN AUCH WAS DEN ANDEREN DIENE ist eine minimal veränderte Stelle aus eben jenem Paulusbrief, den auch Friedrich Wilhelm IV zitierte. Hierfür wurde ein Buchstabe um 90 Grad gedreht und damit ein E in das hier benötigte, jedoch im Ausgangs-Material nicht vorhandene W verwandelt. Die handwerkliche Arbeit mit den Buchstaben als Material wird dadurch hervorgehoben und nachvollziehbar gemacht.

Fotomontage der Inschrift an der Wand des Maschinenhauses.

Anagrammatische Veränderung des Wortlauts der Inschrift