raising the bar
An das bestehende Metallgeländer der Flohmarktmeldestelle auf dem Wiener Naschmarkt schließt sich mit der abstrakten Intervention raising the bar ein labyrinthisches Geländersystem an. Begibt man sich in das Labyrinth hinein, enden einige Wege in Sackgassen, andere führen in die Freiheit. Die Strenge des Labyrinths wird jedoch einzig in seiner Zeichnung auf dem Betonboden in ihrer Absolutheit umgesetzt. Im Parcours zwischen den immer höher ansteigenden Geländerformationen zeigt sich rasch, dass die restriktive Ordnung ab einer gewissen Höhe keine Einschränkung für das physische Bewegen mehr darstellt. Das System kann problemlos unterwandert werden.
Die Installation verbildlicht eine starre Struktur, die immer höher und weiter wächst, in der sich dennoch neben aller Ausweglosigkeit auch Lücken und Möglichkeiten auftun. Neben seiner Funktion als Mahnmal ist die Installation ein Sinnbild, ein Erlebnis und eine Metapher, die das Publikum einlädt, im Gehen und Weitergehen zu gedenken und mitzudenken.
„Als abstrakte Skulptur thematisiert das Geländerlabyrinth Einschlüsse und Ausschlüsse, das Gefangensein und das Durchschlüpfen sowie ein Ordnungssystem, das ausgeweitet werden kann. Seine Struktur, die den Körper in eindeutige Bahnen lenkt, erinnert an den Zwangsapparat der ‚Heteronormativität‘, die unsere Gesellschaft als Weltanschauung bis heute prägt, Heterosexualität als soziale Norm postuliert und damit einen Standard vorgibt, an dem alles gemessen wird. Die zunehmende Höhe der Konstruktion ermöglicht ein Durchschlüpfen, ein Unterwandern der Barrieren und somit das Verlassen und Überwinden des vorgegebenen Systems. raising the bar ist eine englische Redewendung und bezeichnet das Höherlegen einer Messlatte. Der Titel der Arbeit vermittelt damit die Ambivalenz zwischen unerreichbaren Maßstäben und der Idee von Barrieren, die überwunden werden können.“ (Zitat: Cosima Rainer, Text Schautafel an der Installation, 2015, Naschmarkt Wien)
