Viruses vs. T-Helferzellen
Viruses vs. T-Helferzellen – Eine sportive Action-Painting-Performance
- nicht realisiertes Projekt für den Laborneubau des Robert Koch-Instituts Berlin -
Fünfzehn Millionen. Das ist der Faktor, um den man das durchschnittliche Masernvirus vergrößern müsste, bis es die Größe eines erwachsenen Menschen erreicht hätte. Umgekehrt wäre es folglich derselbe Faktor, um den man einen Menschen verkleinern müsste, wollte man es ihm ermöglichen, sich mit einem Virus Aug´ in Aug´ herumzuschlagen.
Die Tatsache, dass Viren keine Augen und Gliedmaßen besitzen – im eigentlichen Sinn nicht einmal ein Leben - möchte ich bei meiner Arbeit einmal außer Acht lassen und stattdessen das phantastische Gedankenspiel (siehe „Fantastic Voyage“, Spielfilm USA 1966) noch weiter treiben:
Berlin: Virusinfektion in Laborneubau; glücklicherweise nur Foyer betroffen.
Eine Gruppe von Erregern („Mighty Viruses“) infiziert das Robert Koch-Institut. Infektion von lateinisch īnficere, was laut Wikipedia soviel bedeutet wie hineintun und vergiften - aber auch beflecken und färben. Die Gegenspieler der Viren, die „T-Helferzellen“, treten auf den Plan, beide Parteien liefern sich eine erbitterte Auseinandersetzung.
Die vorangegangenen Sätze können als Prolog für eine Performance verstanden werden, in deren Verlauf der größteTeil der künstlerischen Arbeit realisiert wird. Die oben angesprochene Auseinandersetzung, die metaphorische Umsetzung eines mikrokosmischen Vorgangs im Makrokosmos, wird als sportlicher Kampf "um die Hoheit im Laboratorium" mit den Mitteln des sehr schnellen Mannschaftssports Paintball als Performance ausgetragen.
„Paintball ist ein Mannschaftssport, bei dem Gegenspieler mit Hilfe von Druckluft- oder Gasdruckmarkierern und Farbgeschossen markiert werden. ... Paintball hat seinen Namen durch die verwendete Farbmunition erhalten, die aus mit Lebensmittelfarbe (Paint) gefüllten Gelatinekugeln (Balls) besteht. Sie wird durch den Gasdruck einer CO2- oder Druckluftflasche mit dem sogenannten Markierer verschossen.“ (Quelle: Wikipedia)
Die Paint-Performance findet im Foyer des Laborneubaus des RKI statt und wird zwischen zwei Mannschaften von jeweils vier Spielern ausgetragen. Die rot gekleidete Erreger-Mannschaft „Mighty Viruses“ wird aus vier Künstlern, die Abwehr-Mannschaft in Blau aus vier vom RKI benannten Spielern bestehen. Im Lauf der Spielzüge wird die Architektur durch die zu erwartenden Fehlschüsse aus den Markierern mit Farbe befleckt, bemalt - infiziert. Actionpainting im buchstäblichen Sinn.
Die Performance findet unter Aufsicht und mit Hilfe eines örtlichen Paintball-Sportveranstalters statt. Die entsprechende Sport- und Schutzkleidung sowie alle Sportgeräte werden von geschultem Personal bereitgestellt und überwacht. Das Foyer wird für die Performance vorbereitet, indem bestimmte Bereiche und Einbauten in Absprache mit dem RKI vor Treffern durch die Paintballs geschützt werden.
Nachdem die Erreger hoffentlich zurückgedrängt werden konnten, wird die Untersuchung und Dokumentation des Infektionsverlaufs stattfinden. Das RKI erhält dokumentarisches Material zur Katalogisierung und Archivierung (Video-, Fotomaterial zur Verwendung im Intra- oder Internet).
Von fünf der durch die Paintball-Malerei-Performance gezeichneten Wandflächen werden großformatige Fotoarbeiten angefertigt, die exakt an den vorher fotografierten Stellen angebracht werden. Dadurch werden die Spuren dauerhaft am Ort des Geschehens dokumentiert. Die kreisrunde Form und die Rahmung in Aluminium legen die Assoziation Laborgerät, Petrischale, Mikroskop etc. nahe und verbinden die Arbeit formal mit den im Bauwerk stattfindenden Tätigkeiten.
Die verbleibenden Spuren der Auseinandersetzung zwischen „Mighty Viruses“ und „Incredible T-Helferzellen“ bleiben, in Absprache mit dem RKI, in bestimmten Bereichen der Wände erhalten, um ihre Veränderung durch Zeit und Umwelteinflüsse (Trocknen, Verblassen) zu dokumentieren und es zukünftigen Betrachtern zu erlauben, eigene Schlüsse aus der vergleichenden Betrachtung zu ziehen.