Ziegler & Bilger

Planetengetriebe | Fliegen, Kreiseln, Landen

2016

Planetengetriebe | Fliegen, Kreiseln, Landen
Ernst ludwig Heim GS - Berlin/Spandau | 2016

8 Schulklassen der Stufen 3-5 stellten in einwöchigen Kunst-und Technik-Kursen kleine planetarische Modelle her. Technisch gesehen bauten wir vereinfachte Planetengetriebe. Drei "Himmelskörper" drehen sich umeinander und um die eigene Achse.
Im Rahmen dieser Kurse beschäftigten sich die Kinder mit Zukunft, der Unendlichkeit des Alls, unbekannten Lebensformen, Astronomie… sie schrieben Science-Fiction-Geschichten und lernten physikalische Grundregeln. Sie handwerkten ausgiebig.

Die Mechanik ist bei allen Maschinen gleich, die Himmelskörper variieren. Kein Universum gleicht dem anderen. Jede Klasse bekommt eigene Anregungen, um das abstrakte Gestalten in Fahrt zu bringen: Spiralen, Ellipsen, konzentrische Kreise, Rauten, Handsilhouetten, Höhenlinien… Die Formen werden gezeichnet und aus Sperrholz ausgesägt, dann wird gespielt: sie werden ineinandergeschoben, gelocht, zerteilt und neu verklebt… Draht und Peddigrohr werden eingeflochten und bilden Schlaufen und Ringe, Kugeln und Stäbe werden aufgefädelt und durchgesteckt. So entstehen Planeten mit Asteroidengürteln, Raketen und Satelliten, Ufos und Sternennebel. Neonfarben sorgen für Akzente und viel Spaß.

Die Kinder spannen ihre Artefakte zwischen eine Lampe und eine Wand. Sie betrachten den Schatten, drehen und wenden ihr Objekt, bis eine Form ihnen gefällt. Sie zeichnen die Konturen auf Buntpapier ab und schneiden das Gebilde aus. Das Ding wird zu einer flachen Form: Verzerrungen entstehen, die Beobachtungsgabe, Logik und Erfahrung ankitzeln: der Schatten einer kreisrunden Scheibe kann als Oval oder Linie erscheinen. Die flache Form erzählt von der Tiefe des Raumes. Erlaubt ist alles, was gefällt. Mikro- und Makrokosmos zitieren einander, ein Bakterium kann einem Raumschiff, eine Ranke der Doppelhelix, ein Zwiebelscheibe den Ringen des Saturn ähneln. Ein Karussellstühlchen saust um die zentrale Säule wie der Mond um die Sonne und zeichnet den perfekten Kreis. Es handelt sich um eine Mustersammlung. Wir sammeln diese Formen.
Danach erst werden die Flugkörper an die Maschine montiert und die Mechanik vollendet.

Die Planetenmodelle wurden in der Aula ausgestellt. Geschichten wurden vorgelesen, in denen Nahbegegnungen der fünften Art stattfanden. Friedvolle und kriegerische Abenteuer wechselten sich ab, je nachdem, ob weibliche oder männliche Autoren lasen. In den Pausen kamen Gäste und am Schluss wurden alle Tellurien mit nach Hause genommen.

Auch die Wandgestaltung erfolgte mit Beteiligung der Schüler_innen, die sich im Wandbild wiederfinden sollten. Demokratisch lässt sich ein Bild allerdings nicht erstellen. Anhand der von den Kindern erarbeiteten Formensammlung gestalteten wir einen Entwurf, dessen Elemente dann, wieder mit Hilfe der Kinder, vergrößert und an die Wand gebracht wurden. Wesentlich mehr Kinder, als nun Formen an der Wand sind, haben uns später erzählt, dass eine bestimmte farbige Silhouette ganz sicher von ihrem Objekt stammt.

Anliegen bei der Motivwahl ist es, Neugier zu wecken. Das Bild kann die Fantasie anregen, Ideen hervorbringen und den Gedanken viel Freiraum lassen, sich zu entfalten. Man bekommt keine klare Antwort darauf, was hier dargestellt wurde. Wenn man möchte, kann man rätseln, eigene Assoziationen genießen, Analogien finden und Vermutungen anstellen. Man kann Farben und Formen genießen wie ein Musikstück, Rhythmen und Bewegung betrachten, mit den Augen spazieren gehen, ohne nach Bedeutung zu suchen… es könnten ja auch die vielen in der Schule herumfliegenden Gedanken sein.

Das Wandbild ist mit das erste, das man sieht, wenn man das Schulgelände betritt. Hell und klar, farbenfroh und dynamisch wird anstelle der Wand ein luftiger Raum geschaffen, in dem allerlei herumschwebt, das optisch den Horizont erweitert und Raumgrenzen öffnet…vielleicht auch ein gutes Motto für das Klima und die Ziele einer Schule, in deren Obhut viele unterschiedliche kleine Menschen versammelt sind

Wandgestaltung
Planetengetriebe | Fliegen, Kreiseln, Landen
Ernst Ludwig Heim GS, Berlin/Spandau

Wandgestaltung
Planetengetriebe | Fliegen, Kreiseln, Landen
Ernst Ludwig Heim GS, Berlin/Spandau

Wandgestaltung
Planetengetriebe | Fliegen, Kreiseln, Landen
Ernst Ludwig Heim GS, Berlin/Spandau