Stefka Ammon

We are Clay | Lucius ist Isa ist Luis ist Lilly ist Ulla…

2017

Kunst-am-Bau Wettbewerb Clay-Schule Berlin/Neukölln mit Katharina Lottner (Künstlergruppe 'mmtt')
2. Platz

Nach Außen hin wird die Clay-Schule eine Leuchtschrift erhalten. Weithin sichtbar erscheint der Name Lucius D. Clay an der Eingangsfassade. Kurz vor Unterrichtsbeginn (ca. 7:50) verändert sich die Anzeige: Variationen von Namens-Anagrammen werden in langsamen Übergängen in den Schulfarben sichtbar, die jeweils ca. 20 Sekunden lesbar sind. Sobald im Schulgebäude ab 8:00 der Unterricht stattfindet, bleibt die Anzeige auf dem Namen Ulla C. Sciudy stehen – bis kurz vor Beginn der Frühstückspause 9:30 – 9:45. Nun beginnt wieder die Abfolge der Anagramme bis zur Anzeige Lucius D. Clay zu Pausenbeginn.
Diese Vorgänge wiederholen sich bei allen Pausen bis zum offiziellen Ende des Schultages um 16:05. Der Name Lucius D. Clay bleibt (von 0:00 bis um 5:00 morgens gedimmt) in der gesamten unterrichtsfreien Zeit sichtbar.

Während in der Schule unterrichtet wird, verändert die Schule so ihren Namen. Wie ein Zauber legt sich der Name Ulla C. Sciudys über das Gebäude und die Vorgänge, die in ihm stattfinden.
Als Erweiterung ist es denkbar allen vorhandenen Namen Biografien und Bildcollagenelemente zuzuschreiben. Dies könnte in einem partizipativen Prozess mit den Schülern geschehen, der gleichzeitig die Funktion der künstlerischen Vermittlung der Arbeit WIR SIND CLAY übernimmt (siehe unten Biographie von Ulla C. Sciudy).

Im Empfangsbereich der Oberschule wird eine Wand-Installation mit mehreren Monitoren gebaut. Das Erscheinungsbild der Wand wird in Materialität und Höhe an dieser Stelle dem der geplanten Kuben innerhalb der Schulstraße entsprechen und ist im weiteren Planungsverlauf in Abstimmung mit den Architekten zu definieren.
In sich ständig wandelnder Erscheinung wird auf den Monitoren bildhaft visualisiert, was sich an der Fassade des Schulgebäudes abspielt: Eine bewegte Collage lässt immer wieder neue physiognomische Erscheinungen aus Fragmenten entstehen. Auch die Biografien Sciudys und Clays werden textlich abgebildet.
Die Medienwand lässt sich über diese (gespeicherte) Setzung hinaus aber auch zu definierten Zeiten für Schüleraktivitäten und Veranstaltungen temporär umprogrammieren. So könnten Schülerarbeiten aus dem Regel-Unterricht, AGs oder Projekten präsentiert werden.

Konzeptidee:

Namenspatron der musikbetonten integrierten Gesamtschule ist seit 1980 der US-Militärgeneral und von 1947 – 1949 Militär-Gouverneur des amerikanischen Sektors West-Berlins Lucius D. Clay. Zudem war Clay im gleichen Zeitraum Befehlshaber der US-Landstreitkräfte in Europa.
Unzweifelhaft hat sich Clay in Berlin bei der Zustimmung zum Wagnis Luftbrücke einen Namen gemacht und dem Bekenntnis zu West-Berlin eine für unmöglich geglaubte Tat folgen lassen. Er tat dies jedoch nicht allein und er verhielt sich dabei in völliger Übereinstimmung mit der Militärführung der Vereinigten Staaten. Er konnte sich dabei zudem auf die anderen westlichen Alliierten verlassen und die aufopfernde Hingabe vieler ziviler Kooperationspartner, wie z.B. der damaligen Oberbürgermeisterin West-Berlins Louise Schroeder, dem designierten OB Ernst Reuter und dem Mitarbeiterstab des Senats. An die einhundert Piloten, deren Namen niemand heute mehr kennt, verloren ihr Leben während der Einsätze.

Zweck von Namensgebungen ist zum einen die Identifikation der Schülerschaft mit dem oder der Patron/in. Schulnamen beziehen sich häufig auf ein Vorbild, das entweder in einer Beziehung zu der einzelnen Schule steht oder dessen Ideen, Schicksal bzw. Leistungen eine Übernahme des Namens als gerechtfertigt erscheinen lassen. Häufig repräsentiert der oder die Patron/in ein pädagogisches Leitbild der Schule.

Der Umgang mit Leitbildern, der Einfluss von Vorbildern, die Konstruktion von Bedeutungsebenen ist Ausgangspunkt des künstlerischen Vorschlags WIR SIND CLAY.

Lucius D. CLAY Isa C. D U C U L L Y Luis D. C A Y L U D

Lucy D A L C I U S Ulla C. S C I U D Y

Aus dem Namen Lucius D. Clay lassen sich zahlreiche Anagramme bilden. Diese sind Basis für die Intervention, welche die Schule nach Außen, aber auch nach Innen im Selbstverständnis ihrer Schüler/innen und Lehrer/innen aufbricht und zu Mitdenken und Mitgestalten auffordert.

Es geht um den Zauber und die Kraft von Vielfalt im gemeinsamen Denken und Handeln. Es geht um die Hinterfragung von Heldenmythen und Geschichtsschreibung und es geht um gesellschaftliche Verantwortung. Die Auseinandersetzung mit Biografien führt zur Befragung von selbstverantwortlichen Entscheidungen, welche immer in einem gemeinschaftlichen Kontext stehen: Worauf kommt es in unserer Gemeinschaft und in meinem Leben an? Wovon lasse ich mich beeinflussen? Welchen Weg wähle ich? Was macht mich und andere stark? Welche Werte sind für uns alle wichtig? Wo will ich stehen? Was kann ich für die Gemeinschaft tun?

Diese Erfahrung sammeln die Schüler der Clay-Schule bereits auf einer non-verbalen Ebene durch ihre gemeinsamen musikalischen Aktivitäten. Die Aspekte von Kraft des gemeinschaftlichen Handelns und Denkens werden in diesem Entwurf durch das Spiel mit Biografien in diesem Entwurf auf einer anderen, rationalen und gesellschaftlichen Ebene gespiegelt und den Schülern mit auf den Lebensweg gegeben.