Entwurf Mahnmal Hexenverfolgung Bamberg
Dieser Entwurf für das Bamberger Mahnmal zur Hexenverfolgung verbindet das Gedenken an die Hexenverfolgung der Frühen Neuzeit in Bamberg und die Mahnung dieser Geschichte für unsere Gegenwart.
Die Entscheidung für eine farbige und zeitgenössische Erscheinung des Mahnmals soll einen Blickfang in einer eher schattigen Seite der Bamberger Altstadt schaffen und die Leben symbolisieren, die das Fürstbistum während der verschiedenen Wellen der Hexenverfolgung in Bamberg zerstört hat. Den Opfern wird nicht als gedemütigte und hilflose Kreaturen, sondern als menschliche Persönlichkeiten gedacht.
Das Denkmal widerspricht gängigen Erwartungen und Traditionen im Umgang mit dem Thema – es will Vorurteilen und Halbwahrheiten über den Hexenwahn etwas Lebendiges entgegensetzen.
Die Transparenz der Gläser, die sich in ihrer Farbigkeit überlappen und immer neue Farbnuancen erzeugen, wenn man um das Objekt herum geht, entspricht den vielen Aspekten und Perspektiven, die das Thema birgt. Die scheinbare Fragilität der Glasskulptur, die wirkt, als wären einzelne Scheiben bloß eineinander gelehnt, verweist auf die Zerbrechlichkeit unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Die Rechte von Individuen werden immer wieder durch das Schüren kollektiver Ängste und unkontrollierte Rechtsbeugung bedroht.
Dieser Entwurf für das Bamberger Mahnmal zur Hexenverfolgung verbindet das Gedenken an die Hexenverfolgung der Frühen Neuzeit in Bamberg und die Mahnung dieser Geschichte für unsere Gegenwart.
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Bildmontage Denkmalentwurf Hexenverfolgung Bamberg
Aus dem Erläuterungsbericht (Wettbewerbsunterlagen)
Die Entscheidung für eine farbige und zeitgenössische Erscheinung des Mahnmals soll einen Blickfang in einer eher schattigen Seite der Bamberger Altstadt schaffen und die Leben symbolisieren, die das Fürstbistum während der verschiedenen Wellen der Hexenverfolgung in Bamberg zerstört hat. Den Opfern wird nicht als gedemütigte und hilflose Kreaturen, sondern als menschliche Persönlichkeiten gedacht.
Das Denkmal widerspricht gängigen Erwartungen und Traditionen im Umgang mit dem Thema – es will Vorurteilen und Halbwahrheiten über den Hexenwahn etwas Lebendiges entgegensetzen.
Die Transparenz der Gläser, die sich in ihrer Farbigkeit überlappen und immer neue Farbnuancen erzeugen, wenn man um das Objekt herum geht, entspricht den vielen Aspekten und Perspektiven, die das Thema birgt. Die scheinbare Fragilität der Glasskulptur, die wirkt, als wären einzelne Scheiben bloß eineinander gelehnt, verweist auf die Zerbrechlichkeit unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Die Rechte von Individuen werden immer wieder durch das Schüren kollektiver Ängste und unkonrollierte Rechtsbeugung bedroht.
Die variierenden Formen und Größe der Scheiben entsprechen menschlichem Maß: die Flächen sind max. 2 qm groß, in maximaler Höhe von 2,15 und maximaler Breite von 90 cm. Die Skulptur wird sich der Länge und Breite des Ortes mit der Anordnung der Gläser zu einander und im Verhältnis zu der Fläche einfügen.
Ganz konkret wird der Text, der an verschiedenen Stellen des Objekts flächendeckend in das Sicherheitsverbundglas eingearbeitet ist. Es handelt sich um die zeitgenössische Übersetzung des Kassibers von Johannes Junius von 1628 ins Deutsche und Englische.
25% der Touristen und Tagesgäste Bambergs sind ausländischer Herkunft. Sie und die deutschen Besucher und Betrachter finden in den freien Übersetzungen des schwer verständlichen Originals je eine Version vor, die in ihrem aktualisierten Duktus von den historischen Zusammenhängen auf jede Form von Terror gegen Menschen verweist, egal wo er auftritt und Individuen konkret bedroht.
Junius einzigartiges und erschütterndes Dokument wird im historischen Kontext zur Stimme der Opfer, die sich hier exemplarisch vor dem Amtsgebäude der damals Verantwortlichen Gehör verschafft. Der Text weist dabei über die Zeit der Frühen Neuzeit hinaus in die gegenwärtige Verfolgung von Menschen weltweit.
[ . . . ] Sie hören mit der Folter nicht auf bis man etwas sagt, egal wie gläubig man ist, man muss ein Hexer sein. Es wird auch niemand frei gelassen, auch nicht, wenn er ein Graf wäre. Wenn Gott keine Mittel schickt, damit das Unrecht ans Licht kommt, dann wird die ganze Bürgerschaft verbrannt. Denn jeder wird gezwungen Leute zu beschuldigen, ob er sie kennt oder nicht, so wie ich das tun mußte [ . . . ]
[ . . . ] They do not stop the torture until you say something; no matter how devout you may be, you must be a witch. No one goes free from here, not even if he were a count, and if God does not send a means of bringing the matter to light, then the whole populace shall be burnt. For every one is forced to denounce others whether one knows them or not, as I was forced to do [ . . . ]
Ausschnitt aus: Brief (Kassiber) von Johannes Junius vom 24. Juli 1628. Junius wurde kurze Zeit später hingerichtet wegen „Zauberey“. Englische Übersetzung: Patrick Hubenthal
Zusätzlich zu den Textes ist das Aufbringen eines Weblinks zu einer Webseite angedacht, die umfangreiche Informationen, historische Quellen, Literaturhinweise und aktuelle Recherchen für Interessierte zu den historischen Ereignissen in Bamberg bereitstellt.
Der Ort hinter dem ehemaligen fürstbischöflichen Sitz wird von einer Durchgangspassage zu einem Ort des Gedenkens, der Erinnerung und Mahnung. Und das in einer Form, der man sich offen und neugierig gegenüber nähert.