Nina Schuiki

Store

2017

Aus drei geöffneten Fenstern an der Fassade des Hamburger Bahnhofs wehen jeweils lange weiße Vorhänge und vermitteln ein Gefühl von Freiheit, Offenheit und einer leichten Sommerbrise, die das Haus erfüllen mag. Die Arbeit "Store" von Nina Schuiki ist eine feine Intervention, die das Ausstellungshaus in seiner derzeitigen Funktion und seiner Geschichtlichkeit aufgreift und die Wahrnehmung der Besucher hierbei unmerklich und nachhaltig beeinflusst. Der Titel "Store" als Bezeichnung für einen semi-transparenten Vorhang, der das Licht durchlässt, aber Blicke in den Innenraum abhält, verweist dabei auf das Verhältnis von Innen und Außen, Fassade und Ausstellungsraum sowie auf unterschiedliche Funktionen von Räumen.

Schuiki knüpft mit "Store" an die wechselvolle Geschichte des Baus an, der dem Bahnhof einst als Empfangsgebäude diente und während einer Phase der Zwischennutzung zwischen 1892 und 1906 sogar bewohnt war. Nun gehören die Fenster, die für diese Installation geöffnet sind, zum Bürotrakt des Museums. Nina Schuikis Erkundung vorhandener Raumparameter mündet hier in die Kreation einer situativen Intervention. Dem öffentlichen Museumsraum wird durch die geöffneten Fenster und die hinauswehenden Vorhänge ein Hauch von Privatsphäre und Intimität entgegengesetzt. Mit dem präzisen Einsatz von Alltagsgegenständen erkundet die Künstlerin nicht nur den Raum neu, sondern verbindet mit dieser Geste auch Fragen nach dem Selbstverständnis musealer Räume.

Mit ihren aus den Fenstern tanzenden Vorhängen, die sich mal mehr, mal weniger stark im Luftzug nach außen wölben und dabei stets neue Formen bilden, erschafft Nina Schuiki einen poetischen Zwischenraum, der unsere Wahrnehmung auf das Gebäude und seine Nutzung lenkt und zugleich einen Moment von Leichtigkeit und Privatheit erschafft.

Text: "Windstoß", Julia Katharina Thiemann, 2017

Nina Schuiki. "Store", 2017. Vorhänge, Ventilatoren. Installationsansicht: Hamburger Bahnhof, 2017

Nina Schuiki. "Store", 2017. Vorhänge, Ventilatoren. Installationsansicht: Hamburger Bahnhof, 2017. Foto: David von Becker

Nina Schuiki. "Store", 2017. Vorhänge, Ventilatoren. Installationsansicht: "any other where". Kunstverein Wilhelmshöhe, 2018. Foto: Tobias Wootton