Doris Marten

NETZWERK

2002

Regierungsgebäude Bayreuth
Größe: 3,97m x 9,67m
Mineralfarbe auf Putz

Der Zweck des betreffenden Baukörpers ist die Verbindung von zwei Gebäuden. Die augenscheinliche Besonderheit dieses Übergangs liegt darin, dass er zwei völlig unterschiedliche Baustile miteinander in Verbindung bringt und in seiner Formensprache durch nichts von dieser Zweckmäßigkeit ablenkt.
Es war mir wichtig den aus dieser Verbindung resultierenden Bewegungsfluss und den Informationsaustausch, der zwischen den beiden Gebäuden herrscht, in der Gestaltung bildhaft werden zu lassen. Ich entschied mich daher für ein System aus unterschiedlichen Streifenintervallen. Durch Überlagerung der waagrechten und senkrechten Streifen wird die gesamte Fläche rhythmisiert und gegliedert. Zwei der Streifenintervalle entsprechen sowohl farblich als auch in ihren Ausmaßen und Abständen den waagrechten Gliederungselementen der beiden angrenzenden Fassaden.
Das Wandbild ist in zwei Ebenen aufgeteilt. Die Hintergrundebene betont die Flächenhaftigkeit des Baukörpers durch ein dunkles Koordinatensystem auf blauem Grund. Das darüber liegende helle Netzwerk ist einer dynamischen Schwingung unterworfen die es dehnt und zusammenzieht. Dadurch wird ein scheinbar darunter befindliches Relief angedeutet.
Dieses bewegte Netzwerk symbolisiert Dynamik, Individualität und Flexibilität, die darunter liegende strenge Kompsition Systematik und Struktur. Ein Bezug zum Tätigkeitsfeld der Regierung im Spannungsfeld strenger Vorgaben und kreativer Lösungen liegt nahe.

Die Stadt Bayreuth ist von der Formensprache des Spätbarock (Opernhaus) und des Rokoko geprägt (Innenausstattung des in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Neuen Schlosses). Deshalb habe ich die organische, bewegte Linienführung des Rokoko mit der strengen horizontalen und vertikalen Ausrichtung der mordernen konstruktiven Malerei kombiniert, was auch auf die bauliche Verbindung von Alt- und Neu(bau) Bezug nimmt.

In der Regel nähert man sich dem Motiv aus nordwestlicher Richtung. Aus dieser Perspektive ist die deutlich hervortretende konvexe Wölbung sichtbar. Sie wird, je näher man der Wand kommt um ihr Gegenstück, der konkaven Wölbung, ergänzt. Innerhalb einzelner Bildausschnitte finden sich Anklänge an Fensterkreuze, Jalousien sowie an den Pflasterbelag des Bodens.