Doris Marten

[Time Meandering] acoustique

2015

Entwurf für eine interaktive interdisziplinäre Installation in einem Pop Up Pavillon

Doris Marten und Christoph Hein

Bei dieser Kooperation bilden Zeichnung und Komposition zwei ineinander greifende Pole. Beide Komponenten besitzen interaktive Momente, die den Betrachter mit dem Kunstwerk kommunizieren lassen.
Um den Pavillon mäandert ein Band aus einzelnen, annähernd parallel zueinander verlaufenden senkrechten Linien. Den Farbeindruck bestimmt das Zusammenspiel von jeweils fünf Farbtönen in unbestimmter Folge, die im Verlauf vereinzelt gegen neue ausgetauscht werden. So entstehen nach und nach neue Farbeindrücke. Versteht man die Addition der Linien beim Schaffensprozess als eine Art Aufzeichnung von Zeit , so lässt sich eine entsprechende Zeichnung am jeweiligen Ort folglich als grafisches Diagramm der ortspezifischen Geschichte oder als historisches Stimmungsbarometer interpretieren. Durch den Wechsel des Betrachterstandorts verschieben sich zudem die gegenüberliegenden Bänder gegeneinander, so dass unterschiedliche Überschneidungen entstehen. An einigen Stellen kommt es zum Moirée-Effekt, der die Zeichnung in optische Bewegung versetzt, insbesondere wenn sich der Betrachter selbst in Bewegung befindet. Näher am Pavillon werden die einzelnen Linien und deren Farbigkeit immer differenzierter wahrnehmbar.
Dadurch angelockt löst der Betrachter die auditive Ebene des Kunstwerks aus und bringt den Pavillon zum Klingen. Mittels Bewegungsmelder oder kapazitiven Abstandssensoren wird eine Vertonung der Zeichnung gestartet, die die Scheiben (und damit die Zeichnung selbst) in Schwingungen versetzen und den Pavillon zum Resonator machen. Die Komposition folgt dabei der Zeichnung: Jeder Linie wird ein Klangereignis entsprechend der jeweiligen Farbe zugeordnet, wobei Teile des Klangmaterials in engem Bezug zum jeweiligen Ausstellungsort stehen. Schließlich wird die Komposition entsprechend der Linien wahrnehmbar um den Pavillon herum verlaufend hörbar sein.
Klang und Musik bestehen aus Zeit und Raum und sind dem Leben damit dimensional isomorph. Die Verknüpfung mit dem Reich des Visuellen schafft neue Realitäten. Im Falle von [Time Meandering] acoustique verbindet sich die bildimmantente Bewegung mit der des Rezipienten und der ebenfalls um den Pavillon wandernden Komposition stets zu neuen individuellen Perspektiven und öffnet so den Blick für neue Möglichkeiten und Beziehungen.

Entwurf für eine interaktive interdisziplinäre Installation in einem Pop Up Pavillon
Doris Marten und Christoph Hein, 2015

Entwurf für eine interaktive interdisziplinäre Installation in einem Pop Up Pavillon
Doris Marten und Christoph Hein, 2015