Cecile Belmont

Reisestickereien

2016

Die Reisestickereien sind Stickereien, die in einer Reisesituation entwickelt wurden. Die Geste ist vergleichbar mit Eintragungen in ein Reisetagebuch, die Beobachtungen durch Skizzen notiert, hier aber mit dem Werkzeug der Stickerei.

Ich wandere und lasse mich von Zufall tragen. Unterwegs sammle ich Eindrücke und Bemerkungen und halte alle ihre Spuren direkt auf dem Stoff fest. Beim Reisen ist der Körper in Bewegung, der Geist ohne Fixierung, und die Hand frei. Der Reisende streift die Orte, denen er begegnet. Die Stickerei stattdessen dringt in das Gewebe ein.

Das Fremdsein ist die Bedingung der Reise. Das Erstaunen und das Entzücken auch. Der flanierende Blick empfängt willkürlich. Das Umherschweifen wird zum Rohstoff der Arbeit. Die Hand wandelt das in Stickerei. Eine Reise wandelt sich in Schrift um.
Die Zeit, die für die Stickerei notwendig ist, setzt ihren eigenen Rhythmus durch. Die Dringlichkeit der reisenden Geste widersetzt sich der Langsamkeit der Technik. Jeder Stich ist eine Sekunde.
Die Stickerei wird von Nicht-gesagt, Schweigen und unterbrochenen Absichten gemacht. Sie bemüht sich um die Details, um das Gering. Sie schweigt so viel wie sie sagt.