To join with gold (für das Humboldt Forum im Berliner Schloss)
The Art of Healing - Kintsugi (jap.), "Goldverbindung, -flicken" ist eine traditionelle japanische Reparaturmethode für Ton, Keramik und Porzellan. Mit Lacken und klebrigen Harzen werden die Scherben zusammengefügt und die Bruchstellen anschließend durch den Auftrag von Goldstaub veredelt. Statt die Risse zu verdecken, werden sie ganz besonders hervorgehoben. Ein neuer ästhetischer Akzent entsteht. Kintsugi unterstreicht das Prinzip des Fehlers, des Makels, des Imperfekten. Die Wertschätzung des Fehlerhaften steht im Zentrum dieser Anschauung: Risse, Brüche und fehlende Stücke werden gewürdigt, die Narben hervorgehoben statt verdeckt oder übertüncht.
Das Gebäude verbindet Barock mit Moderne, die preussisch strenge Fassade verbindet sich mit den ionischen Säulen des Alten Museums, das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst zeigen ihre Sammlungen, die Kulturen der Welt treten in Dialog mit den Sammlungen der anderen Häuser auf der Museumsinsel, die Werkstätten der Wissenschaften machen aktuelle Forschung erfahr- und erlebbar. Das verbindende Thema ist die Kultur des Sammelns und das Aneignen von Wissen - von der Vergangenheit bis in die Gegenwart.
Meine Arbeit greift die Idee der "Verbindung" auf - eine Verbindung nach einem Bruch im übertragenen Sinn: Der Riss, die Narben in der Wand verweisen auf die Geschichte, die sich an diesem Ort ereignet hat, die Sprengung des Stadtschlosses, der Bau des Palasts der Republik, der Abriss, die temporäre Kunsthalle, die Brache, und jetzt der Neubau. Durch die Vergoldung der Risse “flicke” ich die Narben der Zeit.
Die drei Kettenglieder der hängenden Skulptur stehen für die “verbindenden Glieder” von der Zeit seit dem Stadtschloss über die Interims-Zeit der Brache bis zum Bau des heutigen Humboldt-Forums. Die Risse und die Kettenglieder erinnern an die historisch bedeutsame Stelle, die zur Bühne der Gegenwart wird.