Sandra Meisel

home away from home – Soziale Kunst für geflüchtete Menschen

2017

„Man verliert seine Heimat, einen sehr heiligen Ort. Dieser verlorene Ort bleibt immer in unseren Erinnerungen. Aber er bleibt unerreichbar, weil man diese verlorene Heimat in Europa nicht finden kann.“ (Bachtyar Ali, einer der bedeutendsten Schriftsteller des autonomen irakischen Kurdistan)

Gruppenprojekt von Alina Amer, Sandra Meisel und Bernhard Moosbauer ***

Der Krieg hat das Heimatgefühl vieler Menschen zerstört. Die meisten Menschen, die sich in dem ausgeschriebenen Objekt aufhalten werden, sind geprägt durch Schrecken, Krieg und Hass. Für diese Menschen ist oft das Gefühl von Alltag und Heimat das Maß aller Dinge.

Für uns ist es an der Zeit, einen realistischen Umgang mit Zuwanderung zu finden. Zuwanderung ist unausweichlich Teil einer politisch und ökonomisch verflochtenen Welt. Es gilt, die vielfältigen Potentiale, die sich daraus ergeben zu nutzen, statt beständig die Angst vor möglichen Gefahren und Risiken zu verstärken. Wichtig ist die Kommunikation zwischen den Betroffenen und der Versuch des Verstehens der anderen Kultur Ziel ist es, gemeinsam mit den Menschen, die zu uns kommen, ein Zusammenleben auf Augenhöhe entstehen zu lassen.

Wir begegnen den Geflüchteten mit Respekt und empfangen sie als willkommene Gäste, denen man einen angenehmen Empfang bereitet - mit Anmutungen, Assoziationen und Ritualen, die sie an ihre Heimat erinnern und von denen man ausgehen kann, dass sie ihnen, selbst an diesem fremden Ort, noch wichtig sind.

Unsere Arbeit ist zweigeteilt:

01) In unserer Arbeit greifen wir sowohl das Ritual des gemeinsamen Zubereiten von Essen auf, als auch
02) die Entstehung von Erinnerungsassoziationen in den Innenräumen durch angedeutete Ornamente und Gegenstände aus der arabischen Kultur.
All dies hat in ihrer Heimat zu ihrem Wohlbefinden beigetragen und ist Teil ihrer Kultur. – Für die Neuankömmlinge entstehen damit auch in einer anderen, neuen Lage, Orte des Innehaltens, der Reflektion, des Austauschs und des Wohlfühlens.

01) Heimat ist...
Für die Innenräume in den Funktionsgebäuden und Treppenhäusern gestalten wir fünf unterschiedliche Tapetenmuster mit abstrahierten, arabischen Ornamenten, die direkt auf die Wände angebracht werden. Außerdem entwickeln wir für das Funktionsgebäude ein schlichtes Sitzmodul in das Pflanzentöpfe integriert sind, in denen weißer Jasmin wächst.

02) Brot und Salz
Für das Modul „Dorfplatz“ werden pro Standort zwei mobile Kochgelegenheiten angefertigt: zum Grillen/Kochen und zum Brot backen – beides wesentlicher kultureller Bestandteil in arabischen Ländern. Diese modularen, mobilen Kochmöglichkeiten dienen längerfristig auch dazu, soziale Nachbarschafts-projekte zu ermöglichen und über das Interesse an der jeweils anderen Kochkultur Kontakt zur unmittelbaren Nachbarschaft herzustellen. Nach dem Motto: Kochen und gemeinsames Essen verbindet.

Als sowohl ästhetisch, als auch thematisch verbindendes Element werden die Beton-Einfassungen des Dorfplatzes durch Teppiche aus Outdoor-Material zu Sitzmöglichkeiten, die den Geflüchteten zum Austausch dienen. Die Teppiche sind variabel einsetzbar. Hier (und auch bei der Gestaltung der Aussenküche) wird die ornamentale Bildsprache der Innwände wieder aufgenommen.