Einzelausstellung Schwartzsche Villa, Berlin
Auszug aus Eröffnungsrede/Katalogtext von Dr. Martina Padberg
Fremd bleiben!
Stumm, unzugänglich und etwas beängstigend wirken die Frauenköpfe von Barbara Wrede, alle in ähnlicher Weise – einer Ahnengalerie gleich – vor dem tiefen Schwarz oder gebrochenen Grau eines neutralen Hintergrundes festgehalten.
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Konkret erinnern sie an die in ihrer malerischen Qualität und ihrer Ausdruckshaftigkeit faszinierenden Büstenporträts von Rogier van der Weyden, Hans Holbein d. J. oder Lucas Cranach. Aus der entlehnten Form entwickelt Barbara Wrede allerdings etwas völlig anderes: Ermöglichen die Bildnisse der Alten Meister durch ihre, manchmal geradezu akribische, Naturtreue eine unmittelbare Begegnung mit der Physiognomie der Porträtierten und dienen Kleidung, Mimik oder Attribute der Kennzeichnung des gesellschaftlichen Stand, so tilgt Wrede genau diese mit der Gattung des Porträts so eng verbundenen Möglichkeiten der Erkenntnis und Einordnung eines Menschen.
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Barbara Wrede beschäftigt sich in ihrem künstlerischen Werk, zumeist in Serien, die untereinander korrespondieren, mit der Unbehaustheit des Menschen, den Absurditäten seiner Existenz – und seinem Verschwinden. Fremdheit und Unsichtbarkeit erweisen sich dabei nicht unbedingt als prekär, sie bieten anarchische Freiräume und werden zu letzten kostbaren Reservaten in einer nahezu vollständig durchleuchteten und durchgestylten Lebenswelt.