Aus dem Viereck wachsen
Für den Neubau einer Kindertagesstätte in München wurde eine Wandbemalung mit vergrößertem Karomuster erarbeitet.
Die Anmutung eines Stoffmusters lässt sich in diesem Kontext als Zeichen für den Wunsch lesen, dass Regeln, Gewohnheiten und (Verhaltens-)Muster, die sich im alltäglichen Leben bewährt haben, in die komplexere Situation der Institution einfließen können und anerkannt werden. Durch die Abstraktion und die Monumentalisierung des Zitats werden zudem Aspekte wie Großzügigkeit, Universalität, Rationalität und Offenheit angesprochen. Diese Art der Adaption rückt das "Karo" einerseits in die Nähe zur Formensprache der ästhetischen Moderne, will aber auch metaphorisch den Transfer familiär-vormoderner Strukturen in moderne soziale Systeme vergegenwärtigen. eine leichte Drehung der Achsen des Musters verleiht dem Schema horizontaler und vertikaler Streifen zudem eine spürbare Dynamik, und unterläuft damit das bürokratische Ideal von der restlosen Integration der Bevölkerung und ihrer kulturellen Basis in eine von oben regierte Ordnung.