Renate Herter

„Am Kurfürstendamm sind jetzt sämtliche Lücken wieder ausgefüllt“

Berlin 2013
Installation in einer Vitrine am Kurfürstendamm 28 als Teil der Ausstellung „Spuren, Hohlräume, Leerstellen – Jüdisches Leben am Kurfürstendamm“ im Rahmen des Themenjahres „Zerstörte Vielfalt“
(Dokumentation im Museum Villa Oppenheim und DHM)

Der Titel der Installation zitiert die zynische Aussage des „Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller“ vom April 1938. Hunderte von Anwohner/innen und Geschäftsleuten wurden in den Jahren 1933 bis 1938 vom Kurfürstendamm vertrieben. Die Vitrine zeigt anhand von drei Karten, dass Menschen aus nahezu jedem Haus in dieser Straße verfolgt wurden. Sie wurden zum Auszug gezwungen, beraubt, ihre Läden und Unternehmen enteignet, „arisiert“ oder liquidiert, sie mussten emigrieren, sie wurden deportiert. Die von den enteigneten und vertriebenen Besitzern verlassenen Wohnungen und Geschäfte waren begehrt und wurden schnell an „arische“ Mieter und Geschäftsleute vergeben. Der Prozess dieses gewaltsamen Wandels, der sich vor Aller Augen vollzog, wird in der Vitrine sichtbar gemacht.

Katalog: Spuren, Hohlräume, Leerstellen – Vitrinen-Installationen zum jüdischen Leben am Kurfürstendamm 1933-1945,
Universität der Künste, Berlin, 2014, ISBN 978-3-89462-251-0