
Roland Fuhrmann
Fotografie, Installation / Objektkunst, Konzeptkunst, Medienkunst, Skulptur
Bildung:Diplom für Bildende Kunst
Index
Text
Formvollendung und Experimentierfreude neben Freundlichkeit, Offenheit und Zugänglichkeit sind keine selbstverständlichen Attribute der zeitgenössischen Kunst. Aber sie sind bezeichnend für viele Werke von Roland Fuhrmann, der für architekturbezogene Kunst ein Spezialist und darin einer der erfolgreichsten Künstler der Gegenwart ist. Als bildender Künstler verfügt Fuhrmann natürlich über ein besonderes Maß an Phantasie, Gestaltungs- und Einfühlungsvermögen. Er ist, dies spiegelt sein gesamtes Werk deutlich wider, aber auch Tüftler, Konstrukteur und darüber hinaus Wissenschaftler, der eine viel beachtete baugeschichtliche Dissertation zu aerodynamisch geformten Luftschiffhallen vorgelegt hat.
Architekturbezogene Installationen sind Fuhrmanns Markenzeichen. Diese Kunst-am-Bau-Werke begegnen in vielerlei Gestalt an vielen prominenten Standorten in Deutschland und im Ausland. Fuhrmann ist aber Bildhauer, Installations-, Objekt-, Video- und Fotokünstler, dessen Werke auch ohne Auftrag entstehen und sich in Sammlungen, Museen und Ausstellungen finden. Zweidimensionalität ist seinem Œuvre so vertraut wie Dreidimensionalität; das kleine Format berherrscht es wie das große, und leise Zwischentöne sind genau so zu vernehmen wie laute Alarmsignale. In der Vielfalt und dem Wandlungsreichtum der Gattungen und künstlerischen Medien, der Ausstellungs- und Präsentationskonzepte sowie der künstlerischen Haltungen spielt Fuhrmann auf gleichbleibend hohem Niveau alle Möglichkeiten und Facetten von Ästhetik, Poesie, Dokumentarismus, zeitgeschichtlichem Kommentar und Engagement durch.
Bewegung und Beweglichkeit definieren sich bei Fuhrmann nicht nur als Fähigkeit, mit der Vielfalt künstlerischer Medien und Ausdrucksmöglichkeiten erfindungsreich und souverän umzugehen. Bewegung ist auch eine Ausdruckskonstante seines Werkes, die sowohl die dargestellte Bewegung als auch die tatsächliche kinetische Bewegung von Kunst im Medium Video oder in der Inszenierung bezeichnet und sich in mechanischen, elektrischen oder natürlichen wind- oder sonnenenergetischen Spielarten, Möglichkeiten und Intentionen manifestiert.
Bei Fuhrmann gehen semantische Bedeutungen und kognitive Sinnhaftigkeit einher mit einer höchst elaborierten Bildsprache und mit visueller und konzeptueller Schönheit, Harmonik und Brillanz. Das schließt die analytische Betrachtung und Bewertung der Dinge und der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse nicht aus.
Ernst, Engagement, Witz, Ironie und Travestie schließen sich nicht aus. Fuhrmann widmet sich der Conditio humana in allen Nuancierungen von leiser Poesie, schriller Satire und wachrüttelndem Appell. Verbunden mit dramatischen Explosionsgeräuschen und Maschinengewehrsalven aktualisiert er in den Animationen eines preisgekrönten Videos die bis heute sichtbaren Einschusskrater an Berliner Gebäuden. Mit historischen Kerkertüren als Spolien der DDR-Diktatur schafft er am Berliner Roedeliusplatz ein Memorial für die Opfer der Gerichtsbarkeit der Sowjetischen Militäradministration der ersten Nachkriegsjahre sowie der DDR-Justiz.
Das Gegenteil von Schönheit – das vermittelt Fuhrmanns Oeuvre immer wieder sehr prägnant – sind sinnloses Formgeplänkel und ästhetische Scheingefechte. Mit ungebremstem Ästhetizismus lassen sich jedenfalls sehr gut auch Dystopien und Parabeln unnahbarer totalitärer Systeme und Systematiken inszenieren. Auch dies arbeitet Fuhrmann auf faszinierende Weise heraus. So besticht die perfide Perfektion eines Objekts aus rotierendem Stacheldraht, Panzerketten und Alarmsensoren. Es stellt eine Art Sicherheitssystem dar, welches erkennbar aber nichts schützt und niemandem nützt und gerade in dieser Abgründigkeit künstlerische Wirkung erzielt.
Mit seinen Werken durchbricht Fuhrmann kategoriale Festlegungen der Kunst auf Themen, Medien, Ausdrucks- und Präsentationsformen. Er ist offen für elitäre, aber auch für populäre Ästhetiken, Denkmuster und Vermittlungsstrukturen. Ganz wesentlich hat seine Kunst mit sehendem Erleben und dem Augensinn zu tun. Sie schafft optische Zwischenzustände und Situationen instabiler Wahrnehmung.
Kunst, Ästhetik, Leben, Natur, Wissenschaft und Technik sind bei Roland Fuhrmann nicht Gegenstücke und Widersacher. Sie ergeben sich jeweils aus dem anderen, aus der Logik der Dinge und der Themen. Diese alte avantgardistische Überzeugung manifestiert und symbolisiert jedes einzelne Werk in Fuhrmanns reichem Œuvre. [Dr. Martin Seidel, Kunsthistoriker Bonn]
Vita
1991–95 Studium Bildende Kunst an der Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle
1995–97 Studium Multimedia an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris bei Christian Boltanski
1997 Diplom für Bildende Kunst
2010-2013 Vorstandsmitglied des BBK Berlin (ehrenamtlich)
2012-2018 Promotion an der TU Dresden
2019-2021 Mitglied im Sachverständigenkreis Kunst am Bau der Bundesregierung
seit 1998 freiberuflich als Bildender Künstler in Berlin
2019-2021 Stellvertreter im Bratungsausschuss Kunst (BAK) der Senatsverwaltung Kultur und Europa, Berlin (ehrenamtlich)
Mitglied im im BBK und im Deutschen Künstlerbund
Stipendien und Preise:
(Erste Preise Kunst am Bau: siehe dort)
2021 Katalogförderung der VG Bild-Kunst Bonn
2020/21 Sonderstip. der Stiftung Kunstfonds Bonn
2020 2. Preis Kunst am Bau für das Bundesamt für Strahlenschutz Berlin
2019 Kurt-Beyer-Preis
2016 Winner at LOS ANGELES CINEFEST, Best Experimental, Los Angeles/USA
2016 Winner at FESTIVAL INTERNAZIONALE DEL CINEMA D’ARTE, Milan/I
2008 Residenzstipendium POLLEN, Monflanquin/F
2005 1st prize KINETIC ART ORGANIZATION, West Palm Beach/USA
2002 1st prize, BRAIN UP, Palais des Congrès, Paris/F
2000/01 Stipendium des Deutsch-Französischen Kulturrates in Paris/F
2000 „Kaiserringstipendiat“ Mönchehaus Museum of Modern Art in Goslar
1997/98 Graduiertenstipendium Sachsen-Anhalt
1997 Stipendium der Stiftung Kulturfonds Berlin
1995/96 DAAD Stipendium für Paris
Lehrveranstaltungen:
2025 Royal Academy of Fine Arts Antwerp, Belgien
2024 EPFL Lausanne, Schweiz
2022 Studio visit von Studierenden der Duke University (USA)
2021 Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
2000 University of Antwerp/Belgien
2018 Collège Joseph Kessel, Monflanquin/Frankreich
2018 University of Antwerp/Belgien
2016 École polytechnique fédérale de Lausanne/Schweiz
2016 University of Antwerp/Belgien
2015 5ICCH in Chicago/USA
2014 Burg Giebichenstein Kunsthochscule Halle
2012 TU Dresden
2009 Muthesius Kunsthochschule Kiel
realisierte Kunst am Bau, Kunst im öffentlichen Raum:
2024 WORK IN PROGRESS, Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (1. Preis 2021)
2024 CONFLUX, Universitätsklinikum Malmö/Schweden (1. Preis 2020)
2022 EINSCHLÜSSE, Erinnerungs- und Gedenkort für Justizwillkür 1945-89, Roedeliusplatz Berlin (1. Preis 2021)
2018 IN OMNES PARTES, Burg-Gymnasium der Stadt Schorndorf (bei Stuttgart, 1. Preis 2018)
2017 ZUSAMMENHALT, Bundesministerium des Innern, Berlin (1. Preis 2017)
2017 CAMOUPAX, Offiziersschule des Heeres, Dresden (1. Preis 2016)
2017 FREILEGUNG, WRZ, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg, Potsdam (1. Preis 2015)
2016 NYMPHE, Skulptur für den Eduard-Bilz-Platz in Radebeul bei Dresden
2014 PANORAMA imaginär, Deutsch-Polnische Begegnungsschule in Warschau/PL (1. Preis 2013)
2014 ADLER:ANAMORPH, Katalysezentrum der TU München-Garching (1. Preis 2011)
2013 RŒHREN:DER HIRSCH, Katalysezentrum der TU München-Garching (1. Preis 2011)
2011 JUNGBRUNNEN, Zentrum für regenerative Therapien, TU Dresden (1. Preis 2011)
2011 DIALOG introspektiv, Leopoldina Nationalakademie, Halle (1. Preis 2011)
2011 HÖHERE INSTANZEN, Justizzentrum Potsdam (1. Preis 2010)
2010 SPEKTRALSYMPHONIE DER ELEMENTE, Neubau Chemie, TU Dresden (1. Preis 2009)
2009 UNIVERSITAS, Licht-Orbiter, Brandenburgische TU Cottbus
2009 ALPHA-UMi, Polarsternrohr, Uhyst / Sachsen
2008 VENUS VON MINDEN, Johannes Wesling Klinikum, Minden / Westfalen (1. Preis 2007)
2008 ROTER BERG, Stahlskulptur, Rathaus Goch / Niederrhein
2006 TREIBENDER RHYTHMUS, Palucca Hochschule für Tanz Dresden (1. Preis 2005)
2003 SANDBANK, für Fluthelfer an der Goitzsche / Bitterfeld (1. Preis 2002)
2001 ORNISONORIUM, Martin-Luther-Universität Halle / FB Informatik / K. Intelligenz (1. Preis 2000)
2001 LEBENSFADEN, im Glashof der Martin-Luther-Universität Halle / FB Genetik (1. Preis 2000)
2000 REGENWEG, im Innenhof der Stadtwerke Halle (1. Preis 1998)
2000 MAX-PLANCK-STRUKTUR, im Foyer des MPI für Mikrostrukturphysik Halle
2000 TRANQUILLITÉ, Mönchehaus Museum für Moderne Kunst Goslar, Innenhof (Ankauf)
1998 LlCHTBEGEGNUNG”, kinetische Installation durch 5 Etagen, Stadtwerke Halle (1. Preis 1997)
Einzelausstellungen:
2019 Architektur Galerie Berlin, Satellit; Berlin-Friedrichshain
2019 Palombières, ZAGREUS Projekt, Berlin-Mitte
2018 REFUGES PERCHÉS, [Pollen] Monflanquin/Frankreich
2015 Lage Egal [off site], Berlin
2012 ZAGREUS Koch/Kunst/Galerie, Berlin-Mitte
2011 Zeppelin Museum Friedrichshafen / Grenzraum, HÖHERE WESEN
2009 Hamish Morrison Galerie, FEST DER SCHÖNHEIT
2008 POLLEN, Monfllanquin / Frankreich: HORS DE PORTÉE - Außer Schussweite
2006 Museum Goch: VALUTA
2004 Spielhaus Morrison Galerie, Berlin: 'Commercial Illusions'
2004 Fassadengalerie, Berlin: 'Allgemeine Kapitulation'
2000 Mönchehaus Museum für Moderne Kunst Goslar: Kaiserring-Stipendiat
Gruppenausstellungen (Auswahl ab 2011):
2024 Der Kurator, Kunstverein Kaiseraschern e.V., Pobles
2023 Zero Tolerance, Spor Klübü, Berlin
2022 Blind Vision, Gruppenausstellung Wilhelminenhofstraße, Berlin
2021 20 Jahre ZAGREUS, Berlin
2021 Embark, gallery129, Berlin
2021 70 Jahre Kunst am Bau in der BRD: München, Berlin, Chemnitz, Gelsenkirchen, Rostock, Halle/Saale, Bremen und Konstanz
2020 Deutscher Künstlerbund
2020 Art.Spring, Berlin
2019 NEW MEDIA FEST 2020
2019 LABIRYNT – Festival Neuer Kunst, Slubice/Polen und Frankfurt Oder
2018 Contemporary Venice, Venedig/I
2018 Ulli Diezmann and Friends II, Kunsthaus Meiningen
2017 ENDE NEU, Lage Egal Raum für aktuelle Kunst, Berlin
2017 WANTED DUCHAMPS 3, LageEgal [HB55] Berlin
2017 MAPPING BERLIN, Galerie Wedding
2017 MB half – full MD, Vadim Zackharov’s FREEHOME, Berlin
2016 GIFTSHOP V, „Kosmetiksalon Babette“, Berlin
2016 BLUE NOTES, Cave à Bananes, Paris/F
2016 SPACE IDENTITY, Kunstbauwerk tobacco factory Vierraden
2016 Kunst im Park, 14th exhibition at Schlosspark Köln-Stammheim (catalogue)
2015 #LES ENFANTS DE BÖTZOW, Lage Egal [off site], Berlin-Mitte
2015 Das Mechanische Corps (The mechanical corps). On the trail of Jules Verne, 2015 HMKV, Dortmunder U (Katalog)
2014 Das Zeppelin Finale, Vitrine-FN #15, Friedrichshafen
2014 Das Mechanische Corps, Bethanien, Berlin
2014 LageEgal, #Auslage III, Berlin
2013 PERSPEKTIVEN, art affairs, Berlin
2013 #JAHRESGABEN, LageEgal, Berlin
2012 Kosmos As Presence, InterieorDAsein / Berlin
2012 Denk-Zeichen Kostrzyn, Festung Küstrin / Kostrzyn / PL
2011Monte Verità im Kunstverein Familie Montez, Frankfurt / Main ( Katalog )
2011 DIE LEISTUNGSSCHAU, KUNSTHALLE am Hamburger Platz
2011 KUNSTAKTIEN, Uferhallen, Berlin
2011 Berlin Art Junction #3 in der Sky-Lounge der GiZ Berlin ( Katalog )
2011 LAGE 3:20 #4 Berlin
2011 AKKUMULATORNACHT (6) A.M.E.R.I.K.A., Schaubühne Lindenfels / Leipzig
2011 LAGE 3:20 #2 Berlin
2011 Der Traum vom Fliegen, Haus-der-Kulturen-der-Welt, Berlin ( Katalog )
2011 BERLINER ALLEE 174, Centre Culturel Colombier, Rennes / Frankreich
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