Wolf von Waldow – Die Hand vor Augen
Ausstellung Neuer Kunstverein Wuppertal 11.01.2019-17.02.2019
Fotos: Sigurd Steinprinz
"Die Hand vor Augen"... die Erfahrung, die einem dazu sofort in den Sinn kommt, ist orientierungslos im Dunkeln zu tappen und selbst das Naheliegenste, nämlich die eigene Hand, die man sich zur Selbstvergewisserung vors Gesicht hält, nicht zu erkennen. Es ist diese Art von scheinbar einfachen Sinnbildern, Gesten und Erfahrungen, die Wolf von Waldow als Rohmaterial nutzt, um sie zu komplexen Bilderfindungen zu verdichten. Zunächst vermitteln seine monochrom schwarzen Laserschnitte aus Stahl den überzeugenden Eindruck von Klarheit und Motivreduktion. Erst auf den zweiten Blick erkennt man ihre semantische Überdeterminierung.
Wolf von Waldow führt die reduzierte Zeichensprache der funktionalistischen Moderne mit der Welt kommerzieller Logos, mit Piktogrammen, aber auch mit historischen Darstellungsformen wie Allegorie, Emblem oder dem in der Romantik so populären Scherenschnitt zusammen. So entstehen sensible und vieldeutige Bildzeichen für unsere von Informationsflut, Warenfetischismus und Sinnsuche gekennzeichnete Zeit. In seinen neuen Arbeiten überträgt er dies ausgefuchste Bedeutungsspiel, das er zunächst im Rahmen seiner Tapetenarbeiten entwickelt hat, in den Raum. Als gewissermaßen zweidimensionale Plastiken gewinnen sie damit eine weitere Erfahrungsebene hinzu.
Die einzelnen Teile der Arbeit "Masterplan", die gerade für die Ausstellung im Neuen Kunstverein entsteht, erinnern zwar an Verkehrszeichen, bieten aber keine konkreten Handlungsoptionen an. Es sind eher Einkehrzeichen, die zum Erkunden und Selberdenken einladen – und dazu, gemeinsam ein paar Schritte im Dunkeln zu tappen.
Christian Weller, 2018