Falk Richwien

Solaris

2002

SOLARIS ist eine LICHTINSTALLATION im öffentlichen Raum Berlin Mitte HOLZMARKT
Auf dem Grünstreifen zwischen OSTBAHNHOF und dem HOLZMARK stehen auf einer Strecke von 70 Metern 7 Glasquader, die von Chromnickelstahl -“Beinen“ getragen werden.
An die 7 Einzelobjekte, die in ihren Ausmaßen jeweils um 7% des voranstehenden Objekts abnehmen, schließt sich ein Solartisch, der die Sonnenenergie des Tages speichert, um sie in der Dunkelheit an die Quader weiterzugeben.
Die Glasquader setzen sich aus welligen Formglasplatten an den Seiten und aus glattem Floatglas an Ober- und Unterseite zusammen. Im Innenraum befinden sich jeweils 34 blauscheinende Neonröhren und ein parabolischer Reflektor, der weißes Licht senkrecht auf die Grasfläche abstrahlt.
Im temporalen Abstand von 5 Sekunden leuchten die Quader einzeln, in einer Art Echofolge, vom Größten bis zum Kleinsten auf.
Die Installation SOLARIS ist ein artifizielles, in sich geschlossenes Zeit- und Energiesystem, welches dem menschlichen gegenübersteht.
Der fiktive Zeitraum, der äußerlich 5 Sekunden einnimmt, ist innerlich EIN JETZT-MOMENT, in dem das Vergangene schon vorüber und das Zukünftige noch nicht eingetroffen ist.
Während das Leben und die Zeit des konträren Systems nicht innehalten, wird hier der Energiefluss unterbrochen und die Option einer reflexiven Betrachtung eröffnet.
Im Kunstwerk selbst findet ein Dialog zwischen natürlichen Dingen und Artefakten statt:
Die weichen Formen des wie zufällig gegossenen Formglases stehen dem klar strukturierten Aufbau des Gesamtwerks gegenüber.
Die Idee einer offenen Sinnlichkeit natürlicher Formen alterniert mit unzugänglichen synthetischen Oberflächen und agiert in einem mathematisch streng gegliederten Raum, der keine Zufälligkeit duldet.
Das zerbrechliche und transparente Glas, das Licht unter Brechung hindurchläßt, verhält sich diametral zum Material der Standbeine:
Edelstahl ist ewig, undurchsichtig und reflektiert das Licht anstatt es hindurchzulassen.
Die gereihten Objekte spiegeln nicht nur die Idee des Echos wieder, sondern sie simulieren auch die menschliche Optik der Perspektive.
Die Körperlichkeit der Einzelobjekte verliert sich im Abstrakten. Die Vielgestaltigkeit des menschlichen Körpers, wird auf seine notwendigen Funktionen reduziert:
Der Glasquader als dehumanisierter Torso, der den organischen Energiefluß einschließt und die Stahlbeine als Stütze und Möglichkeit zur Fortbewegung, lassen den Gesamtkörper unumstößlich und monumental erscheinen.

7 Glaskuben entlang Holzmarktstrasse/Berlin-Mitte

SOLARIS Lichtinstallation "Neon-Blau" aus 700m Höhe sichtbar. Im Hintergrund der Ostbahnhof

DEHUMANISIERTER TORSO Aufbau der Kuben: Glas/Neonröhren/Edelstahl-Beine