MANN IM BAD
Technik:
Der Kopf einer Schaufensterfigur wurde so photographiert, dass der Blick dem Betrachter scheinbar überallhin folgt. Die Photographie wurde auf semitransparentem Material vergrössert und so in die Glasarchitektur eingefügt, dass sie tagsüber von der Sonne durchleuchtet wird. Das Sonnenlicht projiziert die Glas-Stahl-Konstruktion der Fassade in die Bildfläche. Nachts wird sie mit Flutern ebenfalls von aussen durchleuchtet.
Inhaltliche Beschreibung:
Erkennt Stephan Trescher in den Gesichtern...des OK-Centrums...in Linz ....die „leeren Augen einer Schaufensterpuppe“, so wenden sich die Besucherinnen der Olympia-Schwimmhalle in München 2003 an den Bademeister mit der Bitte um die Telefonnummer des in der riesigen Installation gezeigten Puppengesichts. Die computergesteuerte bildnerische Bearbeitung der Vorlage eines leblosen Puppengesichts erfährt eine gestalterische Belebung. Das mit der Vorstellung von dem der Wirklichkeit am meisten nahe kommenden sinnlichen Medium verbundene Auge kann dies als Puppenauge in Wirklichkeit gar nicht leisten. Die artifizielle Gestaltung durch die Künstlerin erst vermittelt der Vorlage jene Dimension von Lebendigkeit, die die tatsächliche In-Blicknahme der Wirklichkeit letztlich überhaupt glaubhaft werden lässt. Schrittweise verschwinden in den beiden angesprochenen Arbeiten die Spuren der Herkunft des Gesichts als leblose Puppe.
Hans-Jürgen Buderer
Quelle: Mannheimer Geschichtsblätter, 13-14/2006-07