Ingo Schrader

Gustav-Heinemann-Oberschule, Berlin (Wettbewerb)

2021

Raumwolke

Die künstlerische Intervention ist eine „Raumwolke“ aus einem Knäuel scheinbar regellos gebogener Messingrohre, die im Luftraum der zentralen Halle schwebt.
Im Kontrast zu der formalen Strenge und Flächeneffizienz des Schulgebäudes, lenkt die Installation den Blick auf den leeren Raum – eine Leere voller Möglichkeiten – und steht auch formal in einem spannungsreichen Dialog mit der Architektur.

Wie eine freie, gedankenverlorene Skizze, ein Scribble in der Luft, eine Umfahrungsgeste, verdeutlicht sie, dass der Raum eigentlich da ist, wo scheinbar nichts ist.
Eine flüchtige atmosphärische Erscheinung, wie eine Wolke, ein visualisierter Klang, aber auch die „Cloud“ als digitale Datenwolke sind denkbare Bilder.

Assoziationen zu (japanischer) Kalligraphie ebenso wie zur Materialität der Instrumente des Blasorchesters der Schule stellen sich ein. Vernetzung, Beziehungen und Interaktion sind wichtige Praktiken des Lernens.

Die Installation greift auch die Idee des japanischen Raumbegriffs „Ma“ auf, welches die Leere, die Pause, den Zwischenraum oder das Intervall, bezeichnet.

Der Raum, die Leere, ist für die Schule ein prägendes Phänomen. Der Neubau der Gustav-Heinemann-Oberschule bietet in dieser Weise vielfältige Möglichkeiten, Raum zu erfahren.
In der zentralen Halle, dem Mittelpunkt der Schule, akzentuiert die Wolke aus goldenen Rohren auch den Wert und die Präsenz des Raumes, der wie in einem Wirbel verdichtet und in Bewegung versetzt wird.

Das in einem warmen Goldton glänzende Metall verleiht dem Zentrum der Schule eine Aura von beschwingter Festlichkeit. Die Lage unterhalb der Lamellen der Hallendecke, welche das Tageslicht durchlassen, führt entsprechend dem gekurvten Verlauf der Messingrohre zu einem reizvollen Spiel von Lichtreflexen und Schattenstreifen, das sich im Tagesverlauf verändert und auch je nach Standpunkt des Betrachters immer wieder eine andere Wirkung entfaltet. Die kurvigen Linien der Raumwolke bilden sich auch als wandernde Schatten auf dem Boden und den Wänden der zentralen Halle ab und verleihen der rationalen Architektur eine komplementäre, poetische Note.

Abends wirken die goldenen Linien im Licht der Bühnenbeleuchtung, fangen Reflexe aus der Umgebung auf und entfalten eine stille, wirkungsvolle Präsenz.

Blick in die zentrale Halle (1. Phase)

Zentrale Halle mit der Installation "Raumwolke"

Blick nach oben