Josefine Günschel

frozen curtain

1993

War es Nachlässigkeit, das Fenster nicht zu schließen, ein plötzlicher Wetterumschlag, wurde jemand aufgehalten, verhindert, nach Hause zu kommen?
Etwas Anrührendes, dieses Stück Stoff, aus einem Fenster wehend. Es macht die Wohnung schutzlos, es bezeichnet die Verletzlichkeit mehr als das offene Fenster selbst. Es kann hineinregnen, Tauben können aufmerksam werden, ist die Wohnung verlassen?

Nachdenklichkeit.

Beim genaueren Betrachten noch eine Gardine, nun zwei, dann drei in gleicher Bewegung; man wird aufmerksam, nein, sie sind nicht in Bewegung, die Bewegung ist erstarrt.
Ein fragender, irritierter Blick, ein suchender - was ist?

Auf drei Häuser verteilt, elf Fenster mit weit sichtbaren Gardinen. Stehen geblieben, fest gehalten, in der Bewegung eingefroren, vielleicht tausend märchenhafte Jahre lang.

Eine dreidimensionale Fotografie, ein Schnappschuss, ein Vexierbild, oder ist es Täuschung, eine trügerische Wahrnehmung?

Wann werden die Gardinen hereingeholt, wann wird die Fixierung gelöst, erlöst?

(Roland Albrecht)