Bernhard Draz

DIE BLAUE STUNDE – Neonskulptur

2006

Die Kunst im öffentlichen Raum stellt ihren Produzent*innen die Frage nach der obligaten Neuorientierung ihrer ästhetischen Haltung. Die Inhalte des Ortes wollen mit den diskursiven wie bildnerischen Intentionen der zeitgenössischen Kunst vereint werden. So strebt das Projekt DIE BLAUE STUNDE sowohl nach einer bildkünstlerischen Einfühlung in die Geschichte und Gegenwart des Ortes, als auch zu dem Dialog der Exponate mit der Architektur, um schließlich die unmittelbare Kommunikation der Kunst mit den BewohnerInnen zu suchen. Die künstlerische Gestaltung des Lebensraumes für Menschen mit fortgeschrittenen Biografien muss gleichermaßen Inspirationsquellen bieten und Identifikationsmomente hervorrufen.
Die Farbe Blau ist die namensgebende Dominante der Umgebung des Pflegezentrums. Sie gibt dem Fluß, der die Landschaft durchquert ebenso den Namen wie ihrem zentralen Ort Blaustein.
Die blaue Stunde beschreibt den Moment der Dämmerung, das Licht des Überganges zwischen Nacht und Tag. Sie inspirierte zu einem künstlerischen Vorhaben, das die Farbe Blau, insbesondere das blaue Licht in einen zeitlichen wie räumlichen Kontext setzt.
Die genuine Darstellung und Bestimmung von Zeit geht auf das Prinzip der Sonnenuhr zurück. Der Form des Kreises folgend wurden mittels eines Schattenstabes die Stunden des Tages abgelesen.

Vor dem Entrée des Pflegezentrums erfährt diese Form nun eine künstlerische Abstraktion, die Farbe, Licht, Zeit, Sprache und Empfindung gleichermaßen zum Ausdruck bringt.

Den Ausgangspunkt des Projektes markiert eine zentral auf dem Vorplatz des Pflegezentrums positionierte Neonskulptur. Den zwölf Stunden des Tages wurden zwölf Begriffe zugeordnet, die am häufigsten mit Blau als Hauptfarbe assoziiert werden:

unendlichkeit – sehnsucht | harmonie – hingabe | vertrauen – treue | freiheit – frische | weite – ferne | stille – tiefe

In zwölf kreisförmigen Rotationsachsen umfließen die Worte auf zwölf übereinander liegenden Ebenen eine schlanke 465 cm hohe Edelstahlkonstruktion. Jedes Wort wurde typografisch entwickelt, von Glasbläsern manuell geformt und mit blauem Neonlicht erhellt. Als feingliedrige Spiegelung der Lichtschriften steht jedem Begriff Ebene für Ebene sein Pendant aus dem Trägermaterial gegenüber. Dem Licht der Tages- und Jahreszeiten folgend variiert die Präsenz der Wortpaare und schließlich die Skulptur in ihrer Gesamtheit: Sie illuminiert in dunklen Momenten ihre Umgebung mit weichem blauen Licht und wird im Zeitenlauf wiederkehrend durch die Tageshelle geformt.

Die Blaue Stunde – Neonskulptur
Künstler*innen: Bernhard Draz und Anne Hölck
Vorplatz SZ Blaustein
Länge: 465 cm, Ø=160 cm
Neonschriften, Edelstahlkonstruktion und -Schriften, Acrylkuppel
Bauherr: Pflegeheim GmbH Alb-Donau-Kreis
Realisierungskosten: ca. 40.000 €

Die Blaue Stunde – Neonskulptur
Künstler*innen: Bernhard Draz und Anne Hölck
Vorplatz SZ Blaustein
Installationsansicht Tag

Die Blaue Stunde – Neonskulptur
Künstler*innen: Bernhard Draz und Anne Hölck
Vorplatz SZ Blaustein
Installationsansicht Nacht