KiöR Künstler*innen

Thomas Bratzke

www.thomasbratzke.de

Graffiti, Performance / Aktionskunst, Skulptur

* 1977
Bildung:Diplom „Bildhauerei - Freie Kunst“ an der KHB, Meisterschüler von Berndt Wilde


Index

Text

Thomas Bratzke aka ZASD (*1977) hat als Berliner Akteur des Stylewriting und Metagraffiti seit Ende der 90er Jahre das soziale und ästhetische Phänomen Graffiti „dekonstruiert“ und von dort aus seine künstlerische Arbeit entwickelt.

Seine seit Anfang der 2000er Jahre autonom in die Stadt eingefügten, plastischen „ZASD 3D Tags“ (seit 2002) erweiterten die Form von Graffiti bzw. des Writing um eine Dimension. Der „Tag“ (engl.), die Signatur der Writer, von Jean Baudrillard als "der leere Signifikant" benannt, der auf nichts, als sich selbst hinweist, erhält in diesem Rahmen ein Volumen. Der Stadtraum wird mit diesen künstlerisch dekonstruierten Zeichen selbstbeauftragt bespielt. Diese Form der Kunstproduktion - ohne Auftraggeber bzw. Prämierung - betrachtet er als autonome Kunst im Stadtraum.

Das von Bratzke initiierte und geleitete Projekt „City of Names“ - eine temporäre Siedlung mitten auf dem Mariannenplatz in Berlin, erbaut und bewohnt von jungen Graffitisprüher*innen, und offen für Stadtbewohner*innen, entwickelte sich zu einem weitreichenden sozialen und städtbaulichen Experiment über Zeichenhoheit und die Auswirkung von Eigentum auf die Stadtgestalt. (Realisiert in Kooperation mit dem Kunstraum Kreuzberg und der Ausstellung „Backjumps #2, 2005)

Bratzke entwickelte Urban Performances wie z.B. „Arrow Pieces“ oder "Building Therapy" in deren Rahmen pfeil- bzw. nadelartige Objekte in Fassaden von Gebäuden eingebracht werden und die Reaktionen von Betrachtern dabei dokumentiert wurden. Kahle Wände werden punktiert. Mit einem minimalen Eingriff, der nur Sekunden dauert verändert sich die gesamte Wahrnehmung eines Ortes und ein Gebäude wird zu einer Skulptur umgewandelt.

In "Live Sessions", die auch unter dem Begriff „jazzstylecorner“ bekannt wurden, verändert Bratzke in einem zeitlich begrenzten Rahmen zusammen mit Musikern und Künstler*innen anderer Medien Räume durch großflächige Zeichnungen und – malereien, die auf alle Oberflächen des Raumes / der Architektur aufgebracht werden können und schließlich einen alles umgebenden Gesamtkörper bilden. Die Sessions können Gästen die Erfahrung eines unmittelbar zu betrachtenden, radikalen Wandels der Erscheinung eines Raumes ermöglichen, wenn Menschen nonverbal, schöpferisch „zusammen spielen“. Diese Sessions schliessen mitunter dutzende Akteure ein.

Im Rahmen des Werkreihe “Half Half Paintings” (seit 2013), welche farbige Zeichnungen auf der Fläche mit dreidimensionaler, digitaler Raumzeichnung mit Hilfe von 3D Augmented Reality verbindet, entstehen Arbeiten, die quasi von der Wand in den Raum "hinein wachsen“ und die durch Endgeräte vollständig erfahrbar gemacht werden.

Seit 2018 arbeitet er mit diesem hybriden Medium an Echtzeit Augmented Reality Performances unter dem Titel “Hybrid Sculptors”.

Vita

Thomas Bratzke, Wartburgstrasse 12, 10823 Berlin

1977 geboren Berlin, Hauptstadt der DDR
1986 Migration nach Westberlin


Künstlerischer Werdegang

Bildung

1999 Studium „Bildhauerei - Freie Kunst“ bei Berndt Wilde, Inge Mahn und
Karin Sander, an der Kunsthochschule Berlin - Weissensee
2005 Diplom „Bildhauerei - Freie Kunst“ an der Kunsthochschule
Berlin Weissensee
2006 Meisterschüler von Berndt Wilde
2009 Postgraduales Studium „Kunst im Kontext“ mit Schwerpunkt „Kunst im
öffentlichen Raum“ an der UDK Berlin bei Katja Jedermann, Michael
Fehr und Wolfgang Knapp

Stipendien / Förderungen Freie Kunst
2003 - 2006 Stipendiat des Cusanuswerks, Begabtenförderung Kunststudium
2005 Soziokulturfonds “City of Names” Berlin
2006 Arbeitsaufenthalt in New York / “3D Tags”, gefördert durch ein
Auslandsstipendium des Cusanuswerks
2007 Förderpreis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im
Rahmen von „Kunststudenten stellen aus“, Bundeskunsthalle, prämierte
Arbeit „Was ist ZASD?“, dreimonatiges Stipendium in der Villa Vigoni am
Comer See, Italien
2007 -2008 HAP-Grieshaber Stipendium und Einzelausstellungsförderung, „Zast
Real Estate RT 2008“, Reutlingen
2013 Stipendium „Kunst und Energie“, Künstlerdorf Schöppingen,
Projekt „Thermochromatisches Graffiti“
2015 Projektstipendium „Stadtbesetzung“ Kulturbüro NRW, Projekt
„Kettenreaktion“
2017 Recherchestipendium Bildende Kunst des Berliner Senates für Kultur
und Europa, Projekt “Desaparecido”, dreimonatige künstlerische
Recherche in Havanna, Kuba
2019 Förderung Berliner Senat für Kultur und Europa: Präsentationen
zeitgenössischer Kunst, Projekt “Hybrid Sculptors”, AR Skulpturen und
Performance im öffentlichen Raum und im Kunstquartier Bethanien

Lehre und Vermittlung, Kulturelle Bildung
2014 - 2015 Lehrkraft für besondere Aufgaben „Projektpraxis /
Künstlerische Kunstvermittlung” an der Kunsthochschule Halle Burg
Giebichenstein
2015 - 2018 Gründung und Leitung des Kunstvermittlungsprogramms „Labor M“ in
der Galerie M in Berlin Marzahn-Hellersdorf
2018 - 2020 Aufbau und Leitung Kunstvermittlungsprogramm „Labor M“ im Schloss
Biesdorf, Berlin

Wettbewerbe Kunst im öffentlichen Raum
2004 2. Platz Wettbewerb zur Gestaltung des Hausvogteiplatzes, Berlin Mitte,
Entwurf „Rock it“
2011 1. Platz Wettbewerb Bänschstrasse, zur Umsetzung empfohlen und
umgesetzt, Projekt: „Quo Vadis Traceur?“, Gestaltung zweier
Giebelwände in der Bänschstr. Berlin Friedrichshain-Kreuzberg
2019 Teilnahme an Wettbewerb zur Gestaltung eines Jugendzentrums,
Berlin Lichtenberg, Entwurf „Graffiti Lyrik“