Anke Westermann

MB 111

2016

Entwurf für Wettbewerb "Ein Landmark für die Elektropolis"

MB111 *
Das zu errichtende Objekt besteht aus zwei runden, leicht gewölbten Glas- Flächen gleicher Größe mit einem Durchmesser von je 14m. Gehalten werden diese von einem vertikalen Gitterrost; dieser sitzt auf einem 5,00 m hohen „Standfuß“ aus genieteten Stahlprofilen, der formal einen Bezug zur Kranbahn herstellt. Die beiden runden Glasflächen resultieren jeweils aus ca. 500 quadratischen 50x50cm großen Glasscheiben. Diese werden einzeln und „unsichtbar“ an ihrer Rückseite an der dahinterliegenden Stahlkonstruktion befestigt. Dabei „verkippen“ die Scheiben immer etwas zueinander, so dass reliefartige Oberflächen entstehen, die das Tageslicht in interessanten Nuancen reflektieren. Die dem Platz zugewandte Seite hat verspiegelte, farblose Scheiben, die für den Besucher am Tage, je nach eingenommenem Blickwinkel, immer wieder neue „gepixelte“ Bilder des Stadtplatzes entstehen lassen. Der konstruktive und so formgebende Grundbaustein der quadratischen Zelle verweist dabei indirekt auch auf die nachfolgende Entwicklung der weitreichenden Elektrifizierung: das digitale Zeitalter.

Die Scheiben auf der dem Wasser zugewandten Seite (Südwest) sind mit organischen Photovoltaik-Zellen beschichtet und schimmern tagsüber orangebräunlich (bekommen dadurch eine Färbung, die an die typischen bräunlichorangenen Scheiben vieler Gebäude aus DDR-Zeiten erinnern). Sie erzeugen tagsüber Energie und zeigen von Niederschöneweide aus gesehen ebenfalls ein poetisches Lichtspiel. Die an einem Tag erzeugte und bis zur Dämmerung im Objekt gespeicherte Energie dient dazu, am Abend die Skulptur von innen über LEDs zu beleuchten bzw. „erglimmen“ zu lassen. Die innen liegende Stahlkonstruktion ist dafür innen/ hinter den Scheiben mit orangefarbenen LED-Leuchtmitteln bestückt. Dieses Licht dringt auf beiden Seiten durch die Scheiben und wird durch deren reliefartige Anordnung diffus gebrochen, so dass die Umrisse des Objekts etwas unscharf werden, es insgesamt etwas plastischer wirkt und eine Assoziation „Sonnenuntergang“ durchaus naheliegt.

Die Dauer des nächtlichen Scheins resultiert immer aus der jeweils am Tage gewonnen Sonnenenergie. Je nach Intensität des Sonneneinfalls leuchtet das Objekt mal länger, mal kürzer und visualisiert so, neben dem Thema Elektropolis, indirekt einen Bezug zu Natur, Klima und den Jahreszeiten. Der Platz wird gerade abends sehr gut angenommen. Er bekommt mit dem Objekt im hinteren, bislang nicht beleuchteten Teil am Ufer einen atmosphärischen Gegenpart zum hell ausgeleuchteten nordöstlichen Teil des Platzes.
Die Elektropolis war zu ihrer Zeit die Avantgarde der technischen Entwicklung. Der Ursprung der Erfolgsgeschichte AEG war die Glühbirne, die die Welt auch in der Nacht zuverlässig erhellt. Das Thema Elektrizität und Solarenergie wird mit der Skulptur ganz bewusst buchstäblich ins Bild gesetzt: Die Sonne als Energielieferant; das Objekt als ein sich selbst erhaltendes System. Dabei verweist die noch wenig bekannte innovative organische Photovoltaiktechnik auch auf zukünftige Möglichkeiten zu noch ressourcenschonenderer Solar-Energiegewinnung.
Vor der Nutzung durch AEG war Schöneweide ein durchaus romantischer Ausflugsort. Die Skulptur verweist auf abstrahierte Art auch auf das frühere Naturerlebnis an diesem Ort. Sie ergänzt das vorhandene urbane und industriell geprägte Umfeld um ein immer wiederkehrendes Sujets der Kunst- und Bildgeschichte und verweist damit auf weitere Ebenen der Geschichte Schöneweides.
Aufstellungsort: an der Uferpromenade parallel zum Geländer.
Weitere Gebrauchsmöglichkeit: Handyaufladestation

* MB111 hieß auch ein Optokoppler aus der Produktion der RFT (Rundfunk- und Fernmelde- Technik der DDR) in welchem ebenfalls LEDs verwendet werden. Optokoppler dienen dazu, ein Signal zu übertragen zwischen zwei eigentlich getrennten Stromkreisen. Das Signal wird dabei optisch gesendet von der LED zu einer Photozelle.