Rolf Giegold

Wetterfernsehen - Telematische Skulptur der KZ-Gedenkstätte Neue Bremm

1999

Grenznah zu Frankreich liegt im industriellen Umfeld am Rande Saarbrückens eine KZ-Gedenkstätte. Sie
war zwischen 1999 und 2000 Gegenstand eines Ortstransfers, der in der Öffentlichkeit unter dem
Titel \"Wetterfernsehen - Telematische Skulptur der
KZ-Gedenkstätte Neue Bremm\" firmierte: Mittels Videotechnik wurde der ehemalige Schauplatz menschenverachtender
Verbrechen in seinem Jetzt-
Zustand an acht “Schau-Plätze” in der Saarbrücker
Innenstadt live übertragen und somit als Tatsache
präsent. Ein Schwerpunkt wurde dabei auf allgemein
stark frequentierte Orte gelegt, wie etwa den Eingangsbereich des Hauptbahnhofs, der Wartezone im Rathaus, den Schalterraum der Hauptpost oder das Foyer des Landtags sowie der Staatskanzlei.

\"Die Telematische Skulptur der KZ-Gedenkstätte bewegt
sich zwischen den beiden Polen einer wahrnehmungsstrategischen
Kunstpraxis und einer kommunikationsorentierten
Vermittlung von Wahrnehmung. Die skulpturalen Eigenschaften einer räumlichen Vernetzung von Bezugspunkten lassen sich dabei auf Oskar Schlemmers Definition der Plastik als \'lebender Organismus\' ebenso
zurückführen wie auf die \'Soziale Plastik\' von Joseph Beuys. Rolf Giegold und Sandra Anstätt übersetzen mit ihrem telematischen Skulpturprojekt die plastischen Eigenschaften
einer soziopolitischen Organvernetzung in die informationstechnologische
Jetztzeit.\"
(Horst Gerhard Haberl)