Rachel Kohn

ich will meine Wohnung unter euch haben

2016

Wandinstallation mit Schrift und 2000 Keramikkugeln
Dass nach dem Krieg aus einer kleinen Gemeinde mit 100 Überlebenden nun eine große jüdische Gemeinde mit vielen Individuen und Ideen geworden ist, soll man, wenn man in den Saal hineinkommt, spüren und sich daran freuen.

Die Keramikkugeln, von denen jede eine individuelle Farbe, Größe und Form hat, sind mit unterschiedlich langen, weißen Stiften an der Wand montiert und bekommen so eine Leichtigkeit, als hätte man sie gerade erst hingeworfen und als würden sie noch weiter springen. Wie das Schriftbild, das an der Wand zu schweben scheint, werfen auch sie Schatten, die zu jeder Tageszeit durch die unterschiedliche Lichtsituation anders ausfallen.

Wenn man die Wand länger betrachtet, wird man immer wieder versucht sein, Formationen zu erkennen, so wie es einem beim Betrachten der Sterne geht und man immer wieder neue Gebilde entdeckt.

Zwischen den vielen verschieden großen, unterschiedlich farbigen und immer wieder anders gruppierten Kugeln, die die Menschen der Gemeinde symbolisieren können, gibt es mal mehr und mal weniger atmenden Zwischenraum.
Darin kann man auch die kabbalistische Idee des Zimzum צמצום erkennen, die besagt, dass am Anfang das Licht Gottes das ganze Dasein erfüllte und nichts mehr Platz hatte und nur durch den Rückzug Gottes und die Schaffung der Leere eine Welt wie die unsere - begrenzt und unabhängig – entstehen konnte, und er trotzdem anwesend bleibt.

Der Satz „ich will meine Wohnung unter euch haben“ aus Wajikra, 26/11, der dem Kugelmeer vorangeht, kann als Bejahung der göttlichen Präsenz verstanden werden und das damit einhergehende Versprechen „ich werde euch ein Gott sein und ihr sollt mein Volk sein“.