Sinta Werner

Die optische Abkürzung

2013

Für o.T. Raum für aktuelle Kunst habe ich einen Eingriff in den Ausstellungsraum vorgenommen, bei dem der Eindruck entsteht, als wären Ausschnitte des realen Raumes im Bildbearbeitungsprogramm Photoshop manipuliert worden. Ein gestrichelter, blinkender Rahmen markiert in Photoshop einen ausgewählten Ausschnitt, der nun im Raum horizontal gespiegelt wird. Indem der Raum behandelt wird, als wäre er ein Bild, wird eine Schnittstelle geschaffen zwischen Bild und Raum. Letzterer wird quasi verbildlicht. Die fotografische Interpretation des Raumes ist gedanklich präsent, auch wenn Kamera und Stativ nicht sichtbar sind. Die Zone hinter dem eingefügten Rahmen passt von einem Standpunkt aus betrachtet genau in diesen Ausschnitt, der feste Standpunkt von Fotografie scheint fixiert. Damit hat die Fotografie seit ihrer Erfindung die Illusion einer gewissen Objektivität aufrechterhalten, welche in Zeiten der digitalen Bildmanipulation zunehmend schwindet.

Ich möchte ein Bild konstruieren, welches die Stringenz und Logik von perspektivischen Gesetzmässigkeiten aufweist, jedoch letztlich einen unwirklichen Moment heraufbeschwört. Die flirrenden Leuchtrahmen scheinen in ihrer Verräumlichung deplatziert, der zentral-perspektivische Raum wird brüchig, es eröffnet sich gleichsam ein illusionistischer Raum im Raum. Meine Absicht ist es die Realität zu stören – als Metapher für eine durch die tägliche digitale Bilderflut radikal beeinträchtigte Wahrnehmung.