Conrath/Kreißler

boten

2018

Die Video-Fotoinstallation <boten> erzählt von der 120jährigen Geschichte einer Landschaft 25 km westlich von Berlin. Vor dem Hintergrund verschiedener Nutzungen und Nutzer sowie unterschiedlicher ideologischer Modelle wird die Konversion des Truppenübungsplatzes Döberitz (1896–1994) zyklisch kartografiert: Was verbindet das Olympische Dorf von 1936 beispielsweise mit einer Infanterieschule, ein Naturschutzgelände mit Panzerminen oder eine Neubausiedlung mit Bodenkontamination?

Die dazu im Zug einer Langzeitdokumentation entdeckten Hinweise profilieren ein in der öffentlichen Wahrnehmung unbekanntes Niemandsland und erörtern seine historische Verwandlung mit künstlerischen Mitteln. Dabei kommt einer vergleichenden oder synoptischen Präsentation der Dokumentationen eine entscheidende Bedeutung zu. Die Auswahl aus der umfänglichen Fotodokumentation umfasst 100 Fotos des Geländes und von Gebäuden darauf.

In einem vierfachen Zwei-Kanal-Loop, aufgezeichnet aus dem Auto heraus (senkrecht zur Fahrtrichtung) tastete die Video-Kamera über Jahre hinweg den Bestand an Gebäuden und Bewuchs entlang vieler Fahrten auf der B5 zwischen Elstal und Dallgow auf. Während auf dem im ersten Loop montierten Sequenzen nur Jahreszeiten, Licht und Bewuchsdichte wechseln, tauchen in der zweiten und dritten Montage immer häufiger historische Fotos und Filmausschnitte dort auf, wo ihre Aufnahmen ursprünglich entstanden sind. Im vierten Loop, der nachts gefahren wurde, offenbart sich die fiktionale (und ideologische) Perspektive des Historischen. Jeder Loop ist ca. 7:30 min lang. Das Video läuft als Endlosprojektion mit Ton.

http://www.mc-mk.de/projects/boten/index.html