12.01.2023 | TAZ: Künst­le­r*in­nen in Berlin. Wenig hilfreich für Kollektive

11.01.2023 | TAZ, Susanne Messmer: Die Stadt wird teurer, Künst­le­r*in­nen werden weiter verdrängt. Betroffen sind auch die Treptow Ateliers, die nun ausziehen müssen.

[...] Die Not der Treptow Ateliers verweist auf ein tiefer liegendes Problem. Laut Berufsverband Bildender Künst­le­r*in­nen Berlin (bbk) leben Kunstschaffende in der Hauptstadt prekärer denn je, verdienen im Schnitt nur 1.163 Euro im Monat. „2020 ist das Einkommen von 85 Prozent der Befragten im Vergleich zu 2007 sogar noch gesunken“, so das Weißbuch Atelierförderung II des bbk. „Die Gewerbemieten in Berlin liegen bei bis zu 15 bis 46 Euro pro Quadratmeter. Mit ihrem Raumbedarf kommen auf bildende Künst­le­r*in­nen nicht selten bis zu 900 Euro Mietkosten für professionelle Arbeitsräume zu, die sie monatlich aufbringen müssten.“ Als das Buch im August 2021 herauskam, war weder die Inflation noch der Anstieg der Energiekosten in Sicht. [...]

Sorgenvolle Zukunft

Dies kritisiert der Atelierbeauftragte für Berlin, Dr. Martin Schwegmann, schon lange. „Die Hürden für Künst­le­r*in­n­en­grup­pen bei Konzeptverfahren, wie sie für die Schöneberger Linse oder das Areal des ehemaligen Blumengroßmarkts inklusive Bauland für das aktuelle Redaktionsgebäude der taz zur Anwendung kamen, sind viel zu hoch“, sagt er gegenüber der taz. Die Erbbauzinsen 2021 wurden zwar gesenkt, dennoch seien die Mieten aufgrund der gestiegenen Bodenpreise und galoppierender Baukosten für die meisten Projekte kaum bezahlbar. Eine Genossenschaftsanteilförderung für Gewerbe, wozu Kunst und Kultur rechtlich zählen, gibt es ebenfalls nicht.

Und ein Bürgschaftsprogramm des Senats für freie Gruppen, dessen Prüfung Klaus Lederer bei seinem Amtsantritt 2016 versprochen hat, ist bislang wegen zu hoher Auflagen noch nie zur Anwendung gekommen. Laut Daniel Bartsch habe der Senat begonnen, „Empfehlungen für eine bedarfsgerechte Anpassung“ zu geben. „Wir müssen dringend nachhaltige Konzepte entwickeln, bei denen gemeinwohlorientierte Orte auch von Künst­le­r*in­nen selbst organisiert werden“, so Schwegmann zur taz. „Wir haben hier auf jeden Fall eine Leerstelle, die wir angehen müssen“, räumt auch Bartsch ein.

Von dieser Leerstelle können derzeit nicht nur die Treptow Ateliers, sondern viele Häuser, in denen Kunst oder Kultur produziert werden, ein Lied singen. Bei den Uferhallen in Wedding, die 2017 größtenteils von einer Firma des Rocket-Internet-Gründers Alexander Samwer gekauft wurden, hieß es noch im Herbst 2021, sie seien gerettet.

Inzwischen sehen die über 100 Künst­le­r*in­nen, die auf dem 18.900 Quadratmeter großen Gelände arbeiten, wieder mit großer Sorge in die Zukunft. [...]

Der vollständige Artikel ist nachzulesen unter: https://taz.de/Kuenstlerinnen-in-Berlin/!5907064/