KiöR Künstler*innen

Johannes Buchholz

www.johannesbuchholz.com

Installation / Objektkunst, Malerei, Grafik / Zeichnung

* 17.12.1961


Index

Text

Kunst am Bau Wettbewerb
Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Ergebnisprotokoll

Preisgerichtssitzung
11.09.2009

2. Preis:
Entwurf Johannes Buchholz
Beurteilung

Der Entwurf zeigt lose über die Wandflächen verteilte filigrane Bleistift- und Grafit¬zeichnun¬gen, welche direkt auf die mit Stuccolustro überarbeiteten Rigipswände des Flures aufgetra¬gen sind. Mit diesem Rückgriff auf die seit der Antike verwendete Technik verweist der Künstler auf die Tradition der großen Wandmalereien der Geschichte.
Der Leitgedanken dieses Entwurfs bildet dabei die Aussage, dass die Handzeichnung die Grundlage der Visualisierung des menschlichen Denkens und Entwerfens darstellt. Dies gilt sowohl für die Malerei, die Bildhauerei, die Musik, aber auch für die Architektur und Projekt¬entwicklung. Eine flüchtige Handskizze kann Zusammenhänge und Prozesse – in Form von Diagrammen und Netzwerkdarstellungen – veranschaulichen, die für die Allgemeinheit nicht erkennbar sind. Dies gilt auch für Projekte, die innerhalb von Ministerien und staatlichen Institutionen kommuniziert werden.

Gestalterische und räumliche Qualität:
Die direkt auf die Wandfläche aufgetragenen zarten Handzeichnungen stellen ein „Mixtum Compositum“ von baulichen Raumsituationen und Architekturelementen aus der Umgebung des BMAS dar. Die vor Ort entstandenen Handzeichnungen wurden vom Künstler im Atelier überarbeitet, aus dem Zusammenhang herausgelöst und als veränderte Bewegungs¬muster und Raumkompositionen neu zusammengefügt. Eine Verbindung zwischen den einzel¬nen Details wird teilweise durch kräftig gezeichnete und fast futuristisch anmutende lange Fluchlinien, die sich quer über das Bild spannen, hergestellt. Durch die Fragmentierung der einzelnen Zeichnungen kann der Betrachter auf den ersten Blick keinen schlüssigen narrativen Bildinhalt erkennen. Er muss sich den Inhalt des Dargestellten „selbst erschließen“. Das Kalkül des Künstlers ist es dabei, den Betrachter unmittelbar in die Kommunikation einzubeziehen und ihn anzuregen, den Inhalt des Bildes stets neu zu durchdenken und dabei möglichst viele Interpretationsspielräume zu zulassen. Mit der Reduktion auf die Zeichnung, die die Grundlage des Entwerfens ist, hebt der Künstler das erstarrte Schema des tradierten historischen Wandgemäldes mit narrativem Inhalt auf. Diese feinsinnige Arbeit wird auch noch über Jahre hinweg die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen und die Kommunikation mit den Vorbeigehende aufrecht erhalten.

Die sich – vom jeweiligen Betrachter aus – veränderte Ausgangsbasis zur Interpretation des Bildes entspricht dabei nicht nur dem Ablauf des täglichen Lebens im Umfeld des BMAS – in dem der urbane, schnelle Wechsel und die Neubesetzung von Plätzen, Räumen und Zeichen gespiegelt wird – sondern auch dem Selbstverständnis des BMAS, Entscheidungsfindungen – abhängig von den äußeren Umständen und Einflüssen aus der Gesellschaft – täglich neu zu reflektieren und zu prüfen.

Vita

1961 geboren in Essen, aufgewachsen in Bochum.

1983-85 Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum.

1986-92 Studium der freien bildenden Künste an der Hochschule der Künste (HdK) in Berlin bei Prof. Edwins Strautmanis, Eva Maria Schön.

1990 Gründung der "Freien Klasse", erste Multi-Media-Klasse an der HdK.

1992 Meisterschüler-Ernennung, Arbeit als freier Künstler.

1994-98 Fortsetzung des Studiums der Kunstgeschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

1996 Einjähriger Studienaufenthalt an der Universidad Complutense, Madrid.

1998-2004 Tätigkeit als freier Künstler, Kunstvermittler und –pädagoge in Müllheim/Baden.

2003-05 Galerieassistenz, Berlin

seit 2005 freie künstlerische Tätigkeit, Kunstvermittlung in Berlin und Südbaden

seit 2011 Künstlerischer Mittarbeiter; Universität Duisburg-Essen, Institut für Kunst und Kunstwissenschaft





Ausstellungen (Auswahl)


Einzeln:

2014 Durchsicht, Atelierhaus Alte Schule Essen-Steele
2013 Ensemble, Morat-Institut Freiburg im Breisgau
2013 ZeitWeit, Paul-Ibenthaler-Stiftung Lörrach
2012 Urbane Partituren, GoArt-Büro Berlin
2011 DichtDahinter, Kunstforum Merdingen
2010 Ruhr.2010, Kulturhauptstadt Europas:
Goldberg-Zyklus, Dorfkirche Bochum-Stiepel
2008 Galerie im Ratskeller Berlin-Lichtenberg (mit Luise Wagener)
2008 Kunststiftung Morat, Freiburg i. Br.
2006 Galerie Alexandra Saheb, Berlin
2005 Der Englische Gruß + Goldberg-Zyklus, Martinskirche Müllheim
2000 Der Garten des Architekten, Alter Schlachthof Rheinfelden, CH
1994 Zeichnungen, Kirchenforum Bochum
1991 Stadtrolle, Staatstheater Oldenburg


Gruppen :

2014 Die Kunst des Weglassens, Neue Sächsische Kunstgalerie Chemnitz
2010 Ruhr.2010, Kulturhauptstadt Europas:
„Starke Orte“, Turbinenhalle Bochum
„Starke Orte“, Scheidt’sche Tuchfabrik Essen
2009 Ministerium für Arbeit und Soziales,
Projekt „Kunst am Bau – Ritterschaftsbank“, 2. Preis
2009 Bochumer Künstlerbund, Museum Bochum
2008 Aaperto – Wilde Hasen, Tape Berlin / Tape Modern #06
2008 Gehauen und Gestochen – Radierwerkstatt 30links, Berlin-Kreuzberg
2007 Ausstellung Kunstpreis Tempelhof - Schöneberg
2006/07/08 Blütenweiß, Raum für Kunst - Anonyme Zeichner, Berlin
2006 Bochumer Künstlerbund, Museum Bochum
1997 Künstler aus Baden, Musée Jenisch, Vevey, CH



Förderungen:

2008 Projektstipendium des Berliner Senats



Bibliografie:

Hans Dieter Fronz: „Veggie Days und Farbe satt“;
Badische Zeitung, 09.10.2014
Frauke Haardt-Radzik: „Kraut und Rüben haben mich vertrieben“,
Unsere Kirche Nr. 44, 31.10.10
Jürgen Boebers-Süßmann: „Der Künstler wird zum Medium“,
WAZ 06.10.2010
Starke Orte Ruhr.2010, Ein Netzwerkprojekt der Künstlerbünde im Revier
Hrsg. Ruhr 2010 GmbH
Anette Stührmann: „Die Welt neu zusammengesetzt“;
Berliner Abendblatt, 9.01.2010
Henrike Thomsen: „Landeplatz für Utopien“, TAZ 05.01.09
Bochumer Künstler 2009, Bochumer Künstlerbund (Hrsg) Kunstmuseum Bochum
Annette Thomas: „Subtile Städte“ in: „Johannes Buchholz, Zeichnungen“,
Katalog zur Ausstellung im Morat-Institut Freiburg 2008;
argo books Berlin
Thomas Lachenmaier: „Linien, Landschaft, leere Leinwand“;
Badische Zeitung, 14.05.2008
Bochumer Künstler 2006, Bochumer Künstlerbund (Hrsg) Kunstmuseum Bochum



Website: www.johannesbuchholz.com