Anja Spitzer
Keramik, Performance / Aktionskunst, Relief, Skulptur
* 1982, Berlin
Bildung: Studium der Bildhauerei / Freie Kunst an der HfKuD Burg Giebichenstein Halle (Saale) und KHB Weißensee (Meisterschülerin)
Index
Text
Mich fasziniert die Gratwanderung von einem massivem intakten Skulpturenkörper, der sein eigenes Zentrum besitzt und verteidigt, hin zu fast marginalen skulpturalen „Randerscheinungen“, die auf freigespurte blanke Bereiche verweisen, an denen die Bewegungsintensität am höchsten war. – Skulptur als Verweis und Niederschlag, als plastische, bewusst lückenhafte Spur, als imaginierter aber nicht desto weniger manifester Bestandteil ihrer selbst.
Der Beton ist für mich hier Mittler zwischen beiden Polen: massig, schwer, dicht besetzt er Orte – ist mir zugleich aber filigraner, hauchdünner Grat, Ausläufer und Echo einer Bewegung. Seidig matt, weich, fließend täuscht er uns zumal noch in zartem unentschiedenen Blaugrün – ist er auch überraschend ephemer wie der Tanz.
Wie arbeite ich?
Ich begegne mit meinem Körper den spezifischen, präparierten feuchten Tonkörpern. Ein Hubel (10kg-Tonblock) birgt keinen großen Widerstand. Eine Doppelreihe von 10 Hubeln jedoch immens. Durch geloopte Bewegungssequenzen, die ich auf diesen Tonquadern, oder über diese hinweg vollziehe, formen sich peu a peu Mulden, Riefen, Tiefen und aus vielzähligen Schichten gebildete Höhen heraus, die sowohl den Beginn als auch die Endphase der Verformung dokumentieren. Teile von bewusst unberührtem Gebiet stehen vielschichtig verwrungenen Passagen gegenüber. Orte von abgetragenem und angesammelten Material verweisen auf den stetigen tagelangen Prozess ihrer Verformung durch die Begegnung mit einem zweiten gewichtigen (menschlichem) Körper.
Durch den Trocknungsprozess des Tons entstehen neue Teilstücke, mit denen ich häufig weiter arbeite und neue Variationen, Schichtungen, Konstellationen zusammenstelle.
Vita
2015-2016 Meisterschülerstudium bei Prof. A. Schafer, KHB Weißensee; Ernennung zur Meisterschülerin
2011-2015 Hauptstudium im Fach Freie Kunst / Bildhauerei, KHB Weißensee bei Prof. A. Schäfer, Prof. E. Gabriel, Absolventenabschluss
2009-2011 Grundstudium im Fach Bildhauerei / Metall bei Prof. A. Zaumseil, HfKuD Burg Giebichenstein Halle, Vordiplom
2001-2009 tätig als freischaffende zeitgenössische Tänzerin u.a. für die ChoreographInnen Zufit Simon, Anja Müller, Felix Landerer, Marco Santi, Serge Compardon, Philipp Bergmann / Arne Forke, Claudia Garbe, David Bloom, Silvana Schröder, Tina Weiler
2000-2001 Festengagement am Stadttheater Altenburg-Gera
1992-2000 Ausbildung als staatl. geprüfte Bühnentanzerin, Staatliche Ballettschule Berlin, Berufsfachschulabschluss
Ausstellungen / Performances / Projekte (Auswahl):
2023: 26.-.27.8. Festivalbeitrag zum Kunstfestival artspace Bremerhaven | 4.9.-10.9. Teilnahme am Symposium „Alt und Neu“ des Kulturzentrums Alte Schule Adlershof (Berlin)
2022: „obwohl, oder gerade weil“, Galerie Paul Scherzer, Halle (Saale) | artspring Berlin, artwalk, Ausstellung in den Garten Bornholm
2021: Arbeit mit Claudia Garbe an der Videoinstallation Essay eines potentiellen Korpers | Rekonstruktion des gestohlenen Satyrbrunnens von Friedrich B. Henkel mit Manfred Strehlau im Auftrag des Winckelmann-Museums, Stendal
2020: Rolling Uferstudios, Tanzperformance mit C. Garbe, Uferhallen Berlin
2019: Tanzstunde, Kunstverein Neukolln | Soloperformance im Rahmen von „artspring“, Pop up Store, Berlin | Performance fur 2 Tanzerinnen und 2 Stahlbleche, im Rahmen von Unter Strom, Endmorane e.V., Turbinenhalle am Stienitzsee, Rudersdorf
2018: Die Füße überall, Inselgalerie Berlin
2016: Galerie Cruise & Callas, Berlin | Silence As Attitude, Arnd Art Agency | In’ei raisan, Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin | Unrast, Projektraum Bethanien
2015: Material und Geist, Galerie Gerken Berlin | Supplement, Weißenseer Interventionen in der Sammlung des Kunstmuseums Ahrenshoop
Auszeichnungen / Stipendien:
2024 Stipendiatin des Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
2023 Stipendiatin des Künstlergut Prösitz, Grimma
2020/22 NEUSTART-Stipendium der Stiftung Kunstfonds, Bonn
2009-2015 Stipendium der Stiftung Begabtenförderungswerk Bonn (SBB)