Vanessa Henn

Zwei und Eins

2015

Vor dem Neuen Schloss in Rechberghausen, das jetzt das Bürgermeisteramt und das Standesamt beherbergt, steht eine große geschwungene Stahlskulptur. Sie besteht aus einem geschlossenen Stahlband, das sich in zwei großen Schwüngen aufwirft, und dessen Schlaufenbahnen sich in der Mitte überkreuzen. Von oben betrachtet erkennt man die Form einer liegenden Acht, von der Seite aus sieht man, dass die beiden Kehren nach unten zeigen und die Mitte sich nach oben wölbt. Die Skulptur bildet somit eine Art Torbogen. Darunter entsteht ein Raum, ähnlich einer Laube. Steht man darunter und blickt nach oben überschneiden sich die Stahlbänder ähnlich einem Kreuzrippengewölbe. Die Außenseite zeigt den dunkelgrauen rohen Stahl, während die Innenseite in glänzendem Signalrot lackiert ist.

Umschreitet man die Skulptur so erkennt man zwei sich gleichende und stützende Elemente: zwei Schlaufen, zwei Kreise oder Ringe. Die Formenpaare sind jedoch untrennbar miteinander verbunden. Zwei Hälften ergeben ein Ganzes: Zwei und Eins.
So kann der duale Charakter der Komposition als Verweis auf die Verbindung zweier Menschen gelesen werden. Zwei Charaktere die sich ergänzen und somit eine Einheit bilden.

Die farbliche Gestaltung verstärkt den Eindruck der Dualität: je nach Windung des Bandes zeigt sich seine rote Innen- oder anthrazitfarbene Außenseite. Es entsteht ein dynamisches Wechselspiel der beiden Oberflächen. Die Windungen des Metallbandes geben der Skulptur einen spielerischen dynamischen Charakter, während das Material des Stahls ihr Stabilität und Beständigkeit verleiht.

Die sich kreuzenden nach oben gewölbten Bänder bilden in der Mitte eine Art Dach. Daraus entsteht ein begehbarer Raum, in welchem sich das Brautpaar symbolisch unterstellen kann. Ein Bild für das beschützende Moment der Lebensgemeinschaft. Von der Seite betrachtet verweisen die zwei ineinander liegenden Kreise auf die Trauringe; und von oben ist die Form der liegenden Acht als Symbol für Unendlichkeit zu erkennen, wie auch der Bund der Ehe als eine Verbindung für die Ewigkeit gedacht ist.

Doch auch jenseits der Symbolik zeigt Zwei und Eins als abstrakte Komposition eine starke und autonome Präsenz. Sie akzentuiert mit ihrer dynamischen Leichtigkeit den Rathausvorplatz auf spielerische Weise und ergänzt somit das bestehende Ensemble der umliegenden und vornehmlich gegenständlichen Skulpturen.

Bei Einbruch der Dunkelheit wird Zwei und Eins durch vier in den Boden eingelassenen Strahlern beleuchtet. So bietet die Skulptur auch den spät abends oder nachts auf dem Schlossplatz anwesenden Hochzeitsgästen ein strahlendes Willkommen und einen attraktiven Aufenthaltsort.