Mathias Roloff

Was wäre wenn...? – Der Baum als Kulturgut im Stadtraum

2019

Gefördertes Kunstprojekt mit Mitteln aus dem Bezirkskulturfonds Berlin-Lichtenberg, 2019

Was wäre, wenn die Bäume in unserer unmittel­baren Umgebung, die vor großen Kreuzungen, neben Straßenbahngleisen oder vor kargen Fassaden stehen, in einer weiten Landschaft emporragten? Was wäre, wenn sich ihre Erhabenheit und Schönheit in einem freien Raum entfalten könnten? Wären sie nicht ein Ruhepol, auf dem unser Blick verharren würde und der die Zeit für einen Moment stillstehen ließe? Und würden sie uns nicht ein Gefühl von innerer Freiheit vermitteln? Dieses Gedankenspiel war der ursprüngliche Impuls für die Entwicklung meines Kunstprojekts „Was wäre wenn...?“.

Die Schaffung einer traumhaften, zeitlosen Atmosphäre ist ein wichtiger Aspekt meiner künstlerischen Arbeit. Zumeist bilden erdachte Landschaften Bildräume, in denen sich die Betrachtenden verlieren können, die einladen zu verweilen und die Gedanken schweifen zu lassen – so auch in meiner Serie „Was wäre wenn...?“, in der ich einzelne Bäume und Baumgruppen aus dem Stadtraum in eine neue fantastische Umgebung überführe. Die Ausblendung der städtischen Gegebenheiten bewirkt eine Konzentration auf das jeweilige charakteristische Erscheinungsbild des Baumes und gibt ihm einen Raum zur Entfaltung seiner Pracht. Bei der Wahl der fotografischen Motive als Grundlage der späteren Übermalungen suchte ich vor allem unattraktive Plätze im Stadtteil auf, an denen man in der Regel ungern lange verweilen möchte – Plätze voller Lärm und Unruhe. Dies verstärkt den Kontrast zwischen dem ursprünglichen und dem künstlichen Umraum. Die entstandenen Arbeiten regen eine bewusstere Wahrnehmung der alltäglichen Umgebung an und laden ein, die Schönheit „vor der Haustür“ zu entdecken und sich an ihr zu erfreuen.

Neben dem künstlerischen Kern des Projekts wurde ein wissenschaftlicher, politischer und kultureller Diskurs angeregt, der die Wert­ schätzung des Naturraums als Kulturgut und die Wahrnehmung des eigenen Stadtteils zum Gegenstand hatte. Der bewusste Umgang mit der Natur in der Stadt ist mit zunehmender Verdichtung der Gebäudesubstanz und der Veränderung des Klimas ein Thema mit großer gesellschaftlicher Relevanz. Interessierte Bürger*innen waren zu einem Gedankenaus­ tausch im Rahmen mehrerer Veranstaltungen eingeladen. Für diesen Projektteil konnte ich verschiedene Hohenschönhausener Institutionen gewinnen, die ich seit vielen Jahren kenne. Ihr Expert*innenwissen ermöglichte die Auseinandersetzung mit dem Thema aus unter­schiedlichen Perspektiven.

Übermalte Fotografie mit einer Stadtansicht in Berlin-Hohenschönhausen

Dialog mit Bewohner:innen zum Thema "Stadtbaum als Kulturgut", Berlin-Hohenschönhausen

Baumpflanzungen im Rahmen der Abschlusspräsentation im Park des Bürgerschlosses Berlin-Hohenschönhausen