Tough Glowing
Für die Innovationslounge der Atruvia AG schlage ich eine sich interaktiv verändernde Installation aus 44 Glassphären vor, die frei auf Holzstäbe geblasen wurden. Die Glasrohmasse und die drei bis fünf Eichenstäbe reagieren mit einander und verschränken sich. Beim Abkühlen entsteht daraus ein Gebilde, das wie eine hochgehaltene Denkblase anmutet. Die Ästhetik der Objekte umspannt Transparenz, Resilienz, Stärke, Balance und Individualität.
Die Installation besteht aus zwei Teilen:
Ein Ensemble aus 32 Exemplaren werden auf einem Sockel montiert, der in der Innovationslounge als Sitzgelegenheit dient. Ein ‚Treffpunkt unter dem Ideenwald‘ : zwischen Eingangsbereich und Büro markiert „Tough Glowing“ die Lounge als Ort des Gedankenaustauschs.
Als identitätsstiftendes Moment werden 12 weitere, kleinere Exemplare (Höhe max.150cm, freistehend) in einzelnen Räumen der Atruvia installiert, etwa in Meetingräumen, auf dem Dachgarten oder in Büros. Als gemeinschaftsbildendes Experiment können mit Hilfe eines Zufallsgenerators Mitarbeiter 1-3 Exemplare temporär adoptieren und innerhalb des Geländes an einem Ort Ihrer Wahl aufstellen. Die konkrete Zuordnung passiert über eine zufallsbasierte Software. Die Übergabe an den nächsten Adoptivmensch erfolgt als ‚Blind Date’ im Rahmen eines gemeinsamen Lunchs. Für den Transport wird ein Handwagen zur Verfügung gestellt.
Beschreibung
Blasen sind ein Sinnbild für geistige Sphären und kreative Schöpfung. Wieviel Gewicht hat eine Idee? Ein Gedanke kann Menschen prägen. In der Wechselwirkung prägen Menschen den Gedanken, formen ihn oder können ihn auch wieder fallen lassen.
Im Spiegel der Atruvia, einem Ökosystem innovativer Lösungen, bildet „Tough Glowing“ eine Metapher für Visionen, Teamarbeit mit flachen Hierarchien und Transparenz. ‚Blasen‘ sind ein Sinnbild für die Konzeption neuer Strukturen und Allianzen, für Wachstum mit Potential zur Symbiose — Aspekte, die in der Unternehmensphilosophie von Atruvia eine Rolle spielen, als Basismoleküle der Firmen-DNA.
Auf makroökonomischer Ebene betrachtet entstehen ‚Blasen‘ im Spannungsfeld von Marktsituationen. Ob Währungen, Wertpapiere oder Kunstwerke: ihr Wert ist ein Versprechen und setzt kollektives Vertrauen in die eigene Blase voraus. Gleichzeitig ist „spontaner Optimismus“ in vielerlei Hinsicht eine größere Triebkraft für die Wirtschaft als mathematische Regeln. Vielleicht findet sich auch etwas von diesem Optimismus in den irisierenden, an Seifenblasen erinnernden Gläsern wieder, die zwischen Verankerung und Fortfliegen in der Luft gehalten werden.
Atruvia ist ein Orchestrator einer flexiblen offenen Plattformlandschaft in einer hypervernetzten, dynamischen Welt. Wie kann man diese komplexes Gefüge darstellen? Multiplizieren wir Blasen, ergibt das Schaum. Die Metapher des Schaums, wie sie Peter Sloterdijk als alternatives Denkmodell zu „Netzwerken“ entwirft, eröffnet neue (be)greifbare Deutungspotentiale. Denn im Gegensatz von „Netzwerken“ die nicht vorstellbar sind, haben Schäume eine räumliche Dimension und können in ihrer Dichte variieren. Der Schaum umfasst auch das verbindend Trennende. Wir leben ko-isoliert, miteinander voneinander getrennt. Im Kern dieser Blase steht das Team. Um diese herum sind die Blasen orchestriert und selbstorganisiert. Wenn wir uns bewegen, versetzen wir so unsere Blase in diverse andere Blasen-Arrangements. Und immer wieder ist Trennung-Verbindung zu denken. Netzwerke lassen vermuten, dass der Ort keine Rolle spielen würde. Dabei ist Wissen immer örtlich, immer in Blasen organisiert, — auch am Standort Karlsruhe.
Bezug zur Architektur
Der vorliegende Entwurf sucht ästhetische Nähe zur Architektur. Oberflächen bestehen aus Glas, mattem Weiß und Holz. Im Aufbau trifft auch hier minimalistische Stringenz auf amorphe Freiformen. So bildet das Ensemble der Blasen in ihrer vertikalen Anordnung einen Bezug zu den bullaugenförmigen Deckenöffnungen und unterstützt die architektonische Idee von Lichtung und Luftraum.