screamers
Linoldruck auf Acrylfarbe, DIN A4, 2024
Die Sprüche der Linoldrucke entstammen Dokumentarfilmen über die Atlantis Kommune, die sich in den 1970ern in Donegal, Irland, angesiedelt hatte. Die Kommune praktizierte Primal Scream als Therapieform, d.h. Konflikte wurden in Sitzungen ausgetragen, bei denen Affekte und Emotionen herausgebrüllt wurden und die Konfrontation mit dem Gegenüber zum Teil in offener körperlicher Auseinandersetzung gesucht wurde. Nach den Ideen des Entwicklers der Urschrei-Therapie, Arthur Janov, glaubte die Gründerin Jenny James, die selbst keine ausgebildete Therapeutin ist, dass die Gesellschaft ihre Mitglieder*innen unterdrückt und dass daraus Unzufriedenheit und Depression folgen. Affekte und Emotionen nach außen zu tragen, soll zur Heilung beitragen. Primal Scream erfreute sich in den 1970ern großer Beliebtheit.
Die Serie umfaßt 13 verschiedene Ausrufe der Kommunarden. Wertfrei repräsentieren sie ihre intimsten Gefühle und bringen sie in Form von Spruchbildern an die Öffentlichkeit, wo sie mit den Betrachter*innen kommunizieren und sie bisweilen direkt adressieren. Die Texte sind im Linolschnitt produziert, einer einfachen und kostengünstigen Vervielfältigungsmethode, die der DIY-Ästhetik der Zeit entspricht. Das Schnitzen in Linol verlangsamt die im Affekt ausgestoßenen Sätze und öffnet ihre Bedeutung. Der Hintergrund beste-
ht jeweils aus einem Rorschachtest. In der Psychologie werden diese zur Persönlichkeitsanalyse von Klient*innen eingesetzt. Text und Bild in Kombination unterstreichen die Einzigartigkeit der menschlichen Empfindung und Existenz und regen zur Diskussion über Methoden der Selbsterkenntnis an.