Movigami
Inszenierung & Architektur
25 m x 12 m / Pappe & Stoff
2009
Konzertaufführung: Radialsystem V, Berlin
Siehe Film:
http://vimeo.com/kubelik/movigami-1
Bei allen vier Komponist*innen des Abends ist das Fremdsein auf unterschiedliche Weise in ihr musikalisches Schaffen eingeflossen. Als Teil ihrer Biographie, als Inspiration und als Zufluchtsort:
Claude Viviers Eltern waren ihm unbekannt, und die Suche nach seiner Herkunft begleitete ihn sein Leben lang. Eine Suche nach Identität, eine unstillbare Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit.
Joseph Haydn dagegen war ein bodenständiger und heimatverbundener Mensch, der immer für Auftraggeber*innen komponierte. Sein Schaffen war von Zwängen geprägt, die ihn aber eher zu beflügeln schienen.
Iannis Xenakis war gezwungen seine Heimat Griechenland zu verlassen, wo er als Widerstandskämpfer im Bürgerkrieg zum Tode verurteilt worden war. In seiner Musik hat er Klanggebilde geschaffen, die oft wie archaische Gebäude anmuten. Phänomene aus Natur und Mathematik spielen dabei eine große Rolle.
Jennifer Walshe schafft mit ihrer Musik eine Welt, in der Umweltgeräusche ins Bewusstsein gerufen werden und die wenig mit den erwarteten Klängen der Instrumente zu tun hat. Sie spielt dabei mit Raum und Zeit und lässt Musiker*innen wie Publikum zu Darsteller*innen ihrer Werke werden.
Was diese Komponisten trotz großer Unterschiede dennoch verbindet, ist die Suche nach einer direkten Bezug zu der sie umgebenden Realität.
Es wurde sehr viel von Hand gemacht. 1054 Stück Rauten wurden aus Wellpappe geschnitten und auf Stoff geklebt. Insgesamt wurden neun solcher Stoffsegmente beklebt. Die Origamidecke spannte ca. 25m x 12m. Zusammengefaltet jedoch waren die Teile so klein, dass sie nur den Boden eines Sprinters bedeckten. Das geringe Gewicht der Decke ermöglichte die Abhängung von einer Traversenkonstruktion, die eine Bewegung der Decke erlaubte. Das Programm des Abends war sehr vielseitig und so spielten nicht alle Musiker*innen durchgehend ihre Instrumente. Stattdessen zogen sie an Seilen, um die Decke in Bewegung zu setzen. Somit wurden Musik und Raum zugleich gespielt.
Mehr Infos: https://www.annakubelik.com/movigami-fremde-orte/