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"Für Capri und Roxi" Denk-Ort des Verwandelns und Resignifizierens

2024

1960 erließ das Hamburger Bezirksamt Mitte das sogenannte Tanzverbot. In den lokalen Szenetreffs um nur nur einige zu nennen – Bohème, Capri, Roxi und Stadtkasino – war es Männern von da an verboten, miteinander zu tanzen. Eine Hamburger Besonderheit, ein vergleichbares Verbot gab es nirgendwo sonst. Durch das Tanzverbot sollten homosexuelle Cafés unwirtschaftlich gemacht werden.1 Dieses Gesetz erlassen durch die Stadt Hamburg gehört zu ihrer Geschichte. Der künstlerische Entwurf „Für Capri und Roxi“ als Gedenk-Ort für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt an der Binnenalster in Hamburg greift diesen Inzidenzfall auf. „Für Capri und Roxi“ steht hier stellvertretend für die Repression der LGBTQ+ Community im gesellschaftlichen und rechtlichen Raum und setzt dieser ein sichtbares Zeichen entgegen. Der bestehende Platz wird neu definiert und visuell geöffnet, indem die bestehende Begrenzung durch die Beseitigung der zentralen Grünfläche aufgehoben wird. Als Attraktionspunkt des Gedenk-Orts erstreckt sich über circa 11 Meter Länge, etwa parallel zur Wasserkante, eine farbig schillernde Skulptur. Die Form der Skulptur besteht aus mehreren Schlaufen, die dynamische Bögen von jeweils etwa 3 Meter Durchmesser bilden und zum Hin- und Durchlaufen einladen. Die Skulptur zeichnet sich durch ihre visuelle Leichtigkeit und Verspieltheit aus, ist aber in sich stabil und resistent. Sie setzt einen thematischen Ankerpunkt und bleibt drüber hinaus immer auch Skulptur, die räumlich und physisch erfahrbar ist. Ein lebendiges Symbol im Sinne des „Protest für Care“ wird hier geschaffen, indem die Assoziation zu einem überdimensionierten Geschenkband/Luftschlange hergestellt wird. Um Carolin Emcke zu zitieren „…es ist ein Geschenk wie wir lieben und unsere Körper zeigen und unsere Lust.“2
Vor diesem Hintergrund soll dieser Platz aktiv genutzt und belebt werden und beispielsweise als Treff- und Versammlungspunkt zum Gedenken und für Feierlichkeiten der Community dienen. Der neu geschaffene Ort lädt dazu ein, für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern, Intersexuellen, queeren Personen und anderen (+) zu demonstrieren sowie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung einzutreten. Die künstlerische Intervention zelebriert den selbstachtenden und damit stolzen Umgang mit der eigenen (sexuellen und geschlechtlichen) Identität und steht für den Respektvor der (sexuellen und geschlechtlichen) Identität anderer.

1 Grimm, Hanna,
https://www.ndr.de/geschichte/Wie-Schwule-in-Hamburg-verfolgt-wurden,
homosexuellenverfolgung101.html, abgerufen am 04.06.2024

2 Emcke, Carolin,
https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=bMCoIE6mAao, abgerufen am 11.06.2024