Martin G. Schmid

Flüchtlingen, Syringen

2015

Flüchtlingen, Syringen


Alte Ritter Sport Fabrik Atelierhaus Wilhelmstrasse 16 e.V., Stuttgart



Wandfries „Flüchtlingen“: 0,8 - 0,6 x 10,6 m, Acrylfarbe, Pigmenttinte auf Wand
Wandfries „Syringen“ 0,8 - 0,6 x 8,2 m, Acrylfarbe, Pigmenttinte auf Wand

Der hintere Fries namens „Flüchtlingen“ ist ortsbezogen und zeigt, wie die Schwäbische Alb als landschaftlicher Kontext von Stuttgart durch Flüchtlinge überrannt wird. Es werden gleichzeitig aktuelle und historische Fluchtsituationen aufgerufen, wodurch sich verdeutlicht, dass die Schwäbische Alb schon seit der Prähistorie von einem häufigen und oft gewaltsamen Wechsel Ihrer Bewohner geprägt ist.

Der vordere Fries heisst „Syringen“ und thematisiert den Bildersturm in Syrien durch den IS. Der Zerstörung historisch-künstlerischer Artefakte aufgrund einer bildverneinenden Auslegung des Islam, wird ein mitteleuropäischer Bildersturm der Reformationszeit entgegengestellt. Dadurch verdeutlicht sich, dass die Auseinandersetzung zwischen Bildbejahung und Bildverneinung sowohl im Orient als auch im Okzident geführt wurde, woraus sich im Abendland ganz direkt so gegensätzliche Bildprogramme wie Zwinglianismus und Barock ableiten lassen.

Beide Bildzerstörungen werden zudem hinsichtlich Ihrer Möglichkeit und Tendenz zur Abstraktion hin befragt. Der derzeitige absolute Fokus auf die Abstraktion durch die abendländische Moderne wird durch die 4000 Jahre alte Geschichte des Bildverbots und der daraus resultierenden Abstraktion in Frage gestellt. In der Gegenwart wird das Alleinstellungsmerkmal der Moderne für Abstraktion mit einer Digitalität konfrontiert, aus der die vorliegenden Arbeiten in elementarer Weise generiert sind.

Mit der Titelgebung der Friese je mit der Endung „...ingen“ wird ortsspezifisch auf die sehr häufig im Umraum von Stuttgart anzutreffende Endung der Ortsnamen verwiesen, um die angesprochenen Themen in die Landschaft einzubetten.