Dark Souvenirs
Der ‚Postkartenständer‘ repräsentiert einen Platzhalter für Kunst und Künstler(tum). Das Werk im Allgemeinen und das Kunstwerk im Besonderen löst sich nach dem Durchlaufen der verschiedenen dafür erforderlichen ‚Öffentlichkeitsinstanzen‘ von seinem Hersteller, dem Künstler, und wird zur Instanz, zur Richtgröße und zum Repräsentanten für Kunst und Kultiviertheit, es wird zur WÄHRUNG.
Postkarten und alle anderen Museumsshop-Artikel sind Repräsentanten für diesen Sachverhalt einerseits. Andererseits befördern sie diesen Sachverhalt auch durch die massenhafte Verbreitung ihrer selbst und durch ihre einfache Zugänglichkeit. Das Werk eines Künstlers wird endlos oft ausgerufen, hinaus in die Welt. Ein Postkarten-Souvenir ist für fast jeden erschwinglich. Die Postkarte ist ein Stellvertreter, der erworben werden kann. Das kleine erschwingliche Souvenir untermauert den WERT des Originals. Je mehr das Kunstwerk zur Inkunabel im Kunstbetrieb wird, desto weniger wird es infrage gestellt werden. Muss es auch nicht mehr. Denn durch die vielen qualifizierten Belege seiner selbst in den Geschichtsbüchern, Kunstarchiven (Museen), Abbildungen, Zeitungsartikeln, Zitaten etc. hat es sich tausendfach multipliziert. Es ist eine manifeste Größe auf allen Ebenen, eine solide Masse geworden. Es wird und ist ein SIGNET, ein Zeichen. Es (das Originalkunstwerk) führt ein Doppelleben, eine Doppelexistenz. Die Postkarten in dem Kartenständer sind der SCHATTEN der Orginalwerke. Jedes Kunstwerk wirft einen Schatten. Dieser Schatten wird länger, je mehr es in den Vermarktungskanälen des Kunstbetriebs zirkuliert.
