Martin G. Schmid

Berlin Vanitas

2018

Berlin Vanitas


Acrylfarbe, Pigmenttinte auf Holz
20 x 200 cm
2018



Das Bild gliedert sich in fünf Segmente, die verschiedene, historische Zeiten aufrufen. Zusätzlich werden diese Zeiten an den Rändern noch flankiert von einer präbzw.
posthistorischen Zeit. Von links nach rechts werden folgende imaginierte Zeiten aufgerufen:

- Berlin vor Besiedelung, ein Sumpfgebiet
- Berlin erste Besiedelung
- Berlin Gegenwart
- Berlin Besiedlungsreste
- Berlin nach Besiedelung, ein Sumpfgebiet.

Im Bild könnten sich als Gedankenspiel die äusseren Bildteile als prä- und posthistorische Zeit inhaltlich zu einem Kreis schliessen lassen.

Das Bild ist mittels einer Digitalcollage und offengelegter digitaler Struktur entwickelt worden. Die digitale Struktur der bildnerischen Vorlage wird deutlich erkennbar
gemacht. Pixelstrukturen und Vektorisierungen werden je nach Betrachtungsabstand offensichtlich, wodurch das Motiv beim Annähern in seine Teile zerfällt
und sich als digitale Struktur zeigt. Die zeitgenössische, digitale Bildproduktion wird aufgenommen und ihre scheinbare Oberfläche in Frage gestellt. Dadurch wird
deutlich, dass den digitalen Oberflächen Strukturen zu Grunde liegen, auf die man Einfluss nehmen kann, weil sie gerade nicht die Glätte haben, an der man so leicht
abrutscht in einen passive Rezeption. Entsprechend wird damit gezeigt, dass die Geschichte eine Konstrukt ist, das sich nur durch das Puzzle vieler Teilen zusammenfügt.
Berlin Vanitas thematisiert Landschaft demnach nicht nur als Landschaftsraum - sondern insebesondere als Landschaftszeit.

Die Transfertechnik, die im Bild angewandt wird (vgl. Text “Arbeitsansatz”), ermöglicht die Einarbeitung einer patinaartigen Oberfläche. Die Zeit wird ins Bild eingemalt.
Ein Bild zu entwickeln, das nicht nur zeitliche Themen bearbeitet, sondern durch seine patinaartige Erscheinung auch historisch wirkt, andererseits aber eine
bildinterne Digitalität explizit werden lässt, die in unsere digitalisierte Zukunft weist, führt zu einer Zeitirritation.