Christof Zwiener

Berlin today Berlin aujourd'hui Берлин сегодня Berlin heute - III

2014

Zwieners besonderes Augenmerk gilt dem „Erbe“ der DDR, insbesondere dort, wo es oft übersehen wird. Seine neu entstandene Außenarbeit für Backdoor Fantasies basiert auf der Serie Zwanzig Jahre Einsamkeit, für die er zwischen 2011 und 2014 300 Fotografien von Fahnenmasten anfertigte. Diese Masten dienten in der DDR dazu, Fahnen, Banner oder Wimpel zu hissen und waren ein wichtiger Bestandteil der politischen Rhetorik des Systems.

Seit über zwanzig Jahren funktionslos und „einsam“, stehen diese Masten vielerorts immer noch weitgehend unbeachtet herum. Einen dieser Masten konnte Zwiener für seine künstlerische Arbeit erwerben und in drei Etappen ausstellen. Zunächst wurde er Ende 2012 horizontal aufgesockelt wie eine Skulptur im Berliner Raum für Zweckfreiheit präsentiert. Anschließend ließ Zwiener den Mast in einzelne Scheiben zersägen und stellte das Resultat im Februar 2014 im West Germany in Berlin-Kreuzberg als Stillleben aus.

Nun ist die dritte Etappe zu sehen: Aus den kreisrunden Scheiben wurde ein Eisenzaun gefertigt, der auf einer Rasenfläche im Medienhafen steht, unweit eines Stücks der Berliner Mauer, das von der BILD-Zeitung hierher transportiert und wie ein Denkmal aufgestellt wurde. Zwieners „Intervention“ ist als Vorschlag zu einer alternativen Auseinandersetzung mit der deutschen Teilung zu verstehen. Die bewusste Weiterverarbeitung historischer Relikte steht der musealen, losgelösten Platzierung eines bloßen „Andenkens“ gegenüber.

Zaun, gefertigt aus einem DDR Fahnenmast, zerteil in 130 Teile. Rasenfläche im Medienhafen, Düsseldorf

Zaun, gefertigt aus einem DDR Fahnenmast, Rasenfläche im Medienhafen, Düsseldorf

Ein DDR Fahnenmast, zerteil in 130 Teile.