BE A MENSCH / WILLI RESETARITS HITPARADE
Johanna Kandl
BE A MENSCH /
WILLI RESETARITS HITPARADE Willi-Resetarits-Hof, Wien Favoriten, 2024 Auslober: KÖR Wien/GESIBA
Ausgangssituation
Im Zentrum des Wiener Bezirks Favoriten errichtet die städtische Gesiba, (Gemeinnützige Siedlungs und Baugesellschaft) eine Wohn- hausanlage mit über 200 Wohnungen.
Bevölkerung
2019 betrug die Bevölkerungszahl des Bezirks 204.142 Menschen. Der Anteil der ausländischen Bezirkseinwohner lag 2016 bei 32,8 % Insgesamt waren 2016 43,4 % der Favoritner Bevölkerung nicht österreichischer Herkunft.
Der große Bau wurde nach dem in Österreich sehr bekanntem Musiker und Menschenrechtsaktivisten Willi Resetarits benannt.
Willi Resetarits stammt ursprünglich aus dem Burgenland, er ist Sohn burgenländischer Kroaten.
Willi Resetarits wuchs nach dem Umzug seiner Eltern nach Wien in Favoriten auf und blieb eng mit diesem Bezirk verbunden. Dies äus- serte sich nicht zuletzt in der von ihm mit Leben befüllten Kunstfigur des Ostbahn-Kurtis, dessen Musikstil als Favorit’n Blues bekannt wurde.
Als „Migrant“ war Willi Resetarits gezwungen, sehr schnell „deutsch“ zu lernen und das „in verschiedenen Sprachen sprechen“ hat ihn sein Leben lang begleitet. Sein Engagement für Migranten besteht nach seinem Tod fort – das Integrationshaus Wien ist ein fixer Bestandteil der Betreuung von Geflüchteten.
Fassade: Be a Mensch
Die Wandmalerei an der Fassade nimmt Bezug auf eine Formu- lierung, die im amerikanisch-jiddischen verwendet wurde/wird und im Zusammenhang mit Willi Resetarits eine große Rolle spielt und den er immer wieder verwendete.
Diesen kurzen Satz, der trotz seiner Kürze Multikulturalität, Migra- tionsgeschichte und multikulturelle Biografien thematisiert nahm ich zum Anlass, das Wort Mensch in verschiedenen Sprachen auf stilisierten Schallplatten und CDs zu verschriftlichen.
Die vorrangig vor Ort neben Deutsch gesprochenen Sprachen werden gesprochen, aber selten verschriftlicht.
Wie wichtig die Verschriftlichung nicht im internationalen Fokus stehender Sprachen von Migranten und Minderheiten ist, konnte ich auch auf der Baustelle erleben: Die Bauarbeiter, fast ALLE mit nicht mit deutschen Muttersprachen, kamen immer wieder zur Skizze und zeigten auf die von ihnen gesprochenen Sprachen. Auch Kurdisch, Romanes und Burgenlandkroatisch bekam einen Platz – ebenso wie die Handschrift Alis, eines aus Afghanistan stammenden Mitarbeiters.
Mitarbeiter/Ausführende Fassade: François Pisapia, David Leitner und Paul Riedmüller.
Deckenuntersicht Durchgangsbereich-
Zugang zur Bibliothek: Willi Resetarits Hitparade
Ebenfalls auf stilisierten Schallplatten und CDs scheinen die zehn beliebtesten Lieder seiner zirka 50-jährigen Karriere als Musiker auf. Die Kreisformen und das Hintergrundblau erinnert an baro- cke „Himmel“, Plastizität entsteht. Die teilweise matten, teilweise glänzenden Oberflächen wirken sehr lebendig und changierend. Die Auswahl der Songs wurde durch Befragen von einem Dutzend Wegbegleitern, die mit ihm bei seinen musikalischen oder so- zialen Aktivitäten zu tun hatten, erstellt. Um einen möglichst guten Überblick über sein langes und heterogenes Schaffen zu erhalten, wurden auch sehr unterschiedliche Personen gebeten, ihre drei favorisierten Songs zu nennen.
Mitarbeiter/Ausführende Durchgang: Helmut Kandl, François Pisapia, Michael Maly, Domenico Mühle und Ali Samadi.
Fotos: Michael Michlmeyr