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Ingo Schrader

www.ingoschrader.com/

Architektur, Design, Grafik / Zeichnung, Installation / Objektkunst, Relief

* 1959
Education:TU Braunschweig, IUAV Venedig (Architektur)


Index

Text

artist statement

Die Beziehung von Körper und Raum ist mein Thema.
Als bildender Künstler und Architekt fasziniert mich das Wesen des Raumes, das ich mit unterschiedlichen Mitteln erforsche:
Meine Annäherung vollziehe ich über die Modulation von Oberflächen und den Einsatz reflektierender Materialien, wie Spiegel, Metall, reflektierende Farben, aber auch intensiver, dunkler Farben, um das Gegenteil von Reflektion zu bewirken – verschiedene Abstufungen der Absorption des Lichts zu provozieren.

Beim Spiel mit der Wahrnehmung – mitunter als Raumillusion – geht es mir um das Aktivieren der Sinne. So beziehe ich den Körper des Betrachters bewusst mit ein, als fühlendes menschliches Wesen mit Erinnerungen, Erfahrungen und Neugier. Dabei spielen neben visuellen und intellektuellen Reizen auch taktile Erfahrungen eine Rolle, etwa beim Ertasten von Reliefoberflächen, oder den „Handstücken“, kleiner Skulpturen als Gegenstücke des Körpers.

In dieser Dialektik zwischen dem eigentlich unsichtbarem Phänomen „Raum“ und dem Erfahrungsraum Körper als Wahrnehmungsinstrument bewegt sich meine Arbeit. Das Thema ist vielschichtig genug, so dass ich mich bei meinen Erkundungen vieler unterschiedlicher Techniken und Disziplinen bediene: Bildende Kunst, sowie Architektur und Fotografie sind meine wesentlichen Arbeitsbereiche.
Die Vereinfachung und Reduktion auf das Wesentliche ist dabei ein intensiver Prozess: die künstlerische Aussage soweit zu verdichten, dass das Werk Identität und Intensität erhält..
Eine Balance zwischen formaler Reduktion und Fülle, zwischen Sinnlichkeit und Rationalität, zwischen Kalkül und Chaos, ist für mich dabei Ziel und Spiel gleichermaßen.

In diesem Sinne gehören die minimalistischen Spiegelarbeiten, die eigene Raumerfahrungen erkunden, ebenso dazu, wie die figurativen Aktzeichnungen, die den menschlichen Körper, also das Instrument der Wahrnehmung selbst, zum Thema haben. Auch diese Zeichnungen und Aquarelle zeigen die Suche nach der Reduktion auf das Wesentliche, indem sie die das Motiv oft mit nur einer einzigen Linie beschreiben.
Es geht also, kurz gesagt, um nicht weniger als das große Ganze: Raum und Zeit und unsere Existenz als fühlende Wesen, Körper im Raum.

Ingo Schrader, April 2020

Vita

Ingo Schrader, 1959 in Köln geboren, studierte Architektur an der
TU Braunschweig und an der Architekturfakultät IUAV in Venedig.
In Frankfurt am Main leitete er das Büro von Prof. O. M. Ungers, bevor er sich dort 1995 mit seinem eigenen Architekturbüro selbständig machte.
Im Wechselspiel mit der Architektur widmet sich Ingo Schrader freien künstlerischen Arbeiten.
Eine mehrjährige Lehrtätigkeit für Freihandzeichnen und Darstellende Geometrie führte ihn an die msa Münster school of architecture.
Seit 2007 arbeitet Ingo Schrader als Architekt und bildender Künstler in Berlin. Als Architekt wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Stahlbaus, dem iconic award des Rat für Formgebung und dem Stahl- Innovationspreis ausgezeichnet.
Die künstlerischen Arbeiten von Ingo Schrader kreisen um das Thema Raum und seine Wahrnehmung und lassen so immer auch den Bezug zur Architektur erkennen. Der Grenzbereich zwischen zwei und drei Dimensionen wird ausgelotet, um dem Geheimnis von Raum auf die Spur zu kommen.
Räumliche Illusionen, Spiegelungen oder Farbwirkungen beziehen den Betrachter als Akteur und Empfänger mit ein – sie erschließen sich meist erst in der Bewegung, in der Veränderung des Umgebungslichtes im Tagesverlauf und machen die Vielschichtigkeit und Subtilität der eigenen Sinneseindrücke bewußt.